Bahn-Express

VEB Industriewerk Karl-Marx-Stadt, 09116 Chemnitz-Schönau

dh/ msch/ Der VEB Industriewerk ging nach 1945 aus den Anlagen der Wandererwerke in Chemnitz-Schönau hervor. 1885 war das Gründungsjahr der Chemnitzer "Velociped Depot" Fahrradfabrik "Winklhofer & Jaennicke", die eines ihrer Hochräder unter dem Handelsnamen "Wanderer" vertrieb. 1895 erfolgt der Umzug nach Schönau 0 und die Aufnahme des Werkzeugmaschinenbau mit dem Schwerpunkt Fräsmaschinen. Nach der Jahrhundertwende kommt die Produktion von Motorrädern und Büromaschinen hinzu und die Firma nennt sich nun "Wanderer-Werke vorm. Winklhofer & Jaennicke AG". 1912 ist die Geburtsstunde der Wanderer-Automobilproduktion, die nach 1926 zusammen mit dem Fräsmaschinenbau in das Neuwerk an der Jagdschänkenstraße in Siegmar verlagert wird. 1932 erfolgt die Fusion der Wanderer-Automobilbau-Abteilung mit den Firmen DKW, Horch und Audi zur Auto-Union AG, die die Automobilproduktion in Siegmar übernimmt und unter eigenem Namen weiter betreibt. Nach 1945 wird der Werkzeugmaschinenbau der Wanderer-Werke im Stammwerk in Chemnitz-Siegmar unter dem Namen "VEB Fritz-Heckert-Werke" fortgeführt, während das Werk an der Zwickauer Straße fortan unter dem Namen "VEB Industriewerk" der Produktion von Flugzeugmotoren, Luftschrauben und Hydraulikausrüstungen dient. Nach Aufgabe der DDR-eigenen Flugzeugproduktion wurde das Industriewerk dem Kombinat "Orsta-Hydraulik" angegliedert, das nach 1990 als "Sachsen-Hydraulik GmbH"firmierte. Nach Aufgabe des Standortes Zwickauer Straße im Jahre 1993 wird der umfangreiche Werkskomplex in einen Gewerbehof umgestaltet. Auf der Anschlußbahn an die DR-Strecke Chemnitz - Zwickau kamen bis zum Schluß Reichsbahn-Loks vom Bf. Chemnitz-Kappel zum Einsatz, eigene Loks gab es hier nicht.

1955 wurde auf der anderen Seite der Bahnstrecke Chemnitz - Zwickau unmittelbar neben dem VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt an der Neefe-Straße ein Zweigwerk des Industriewerk errichtet, das ausschließlich dem Flugzeugbau diente und über diverse Flugzeugmotorenprüfstände verfügte. Dieser Werkteil kam nach Aufgabe der Flugzeugersatzteilproduktion 1980 über das Kombinat "Orsta-Hydraulik" zur Sachsen-Hydraulik GmbH, die hier heute noch produziert. Das Werk erhielt einen Nebengleisanschluß an den VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt, dessen Werkloks auch den Verschub im VEB Industriewerk, BT Neefestraße durchführten. Nach Abbruch des VEB Fettchemie ist auch die Anschlußbahn der Sachsen-Hydraulik GmbH stillgelegt.

 


Lit.: LRS 178

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