Bahn-Express

Ziegelei/Hartsteinwerk Mittweida, 09648 Mittweida

ehem. VEB Ziegelkombinat Karl-Marx-Stadt, BT Mittweida

01.03.2003/ er/ Über die Anfänge der Ziegeleibahn gibt keine Angaben, jedoch schloss bereits 1947 das Braunkohlenwerk Mittweida man mit der Firma Reißman (Ziegelei Mittweida am Mittweidaer Güterbahnhof) einen Vertrag ab über das Verpressen der Braunkohle im Strangpressverfahren. Dazu war der Bau einer Feldeisenbahn mit 600 mm Spurweite aus der sogenannten Torfgrube bis zur Ziegelei erforderlich. Die Trasse hatte etwa 1500 Meter Länge und musste im Bereichder Altenburger Straße eine Höhendifferenz von ca. 12 Meter überwinden. Die Firma Baumeister Georg Hock in Bautzen stellte eine 22 PS starke Dieselok zum Ankauf bereit. Nach dem Neubau eines Pressenhauses um 1952 stellte man den Feldbahnbetrieb zur Ziegelei ein.

Als in den 1960ziger Jahren die von den Steinzeugwerken und der Ziegelei gemeinsam genutzten fabriknahen Lehm- und Tonvorkommen erschöpft waren, erschloß man in ca. 1 km Entfernung neben dem Depot des VEB Kraftverkehr einen neuen Tagebau. Für den Lehmtransport wurde die bereits vorhandene 600 mm spurige Feldbahn dorthin verlängert und es fand fortan eine Art "Zweigzugbetrieb" mit je fünf 0, 75 cbm fassenden Kipploren statt. Eine Lokomotive pendelte ständig zwischen beiden Werken und einem ca. 400 m von der Lehmgrube liegenden Ausweichgleis, die zweite zwischen diesem Gleis und der Grube. Um den jeweils von der anderen Lok erbrachten vollen bzw. leeren Zug übernehmen zu können, mußte an der "Ausweiche" jedesmal rangiert werden. Dafür versah man die Weichen mit einer selbst gebauten, primitiven Rückstelleinrichtung, die ein Umstellen von Hand überflüssig machten. Allerdings war es durch diesen Betriebsablauf notwendig, daß die Loks ihre Züge vom Ausweichgleis aus, sowohl in Richtung Grube, als auch in Richtung Ziegelei schoben.


Ziegel Mittweida: Einsatz der Ns1 bei der Winterbevorratung für das Steinzeugwerk, bei der die Bahn an zwei aufeinander folgenden Tagen fuhr - nach Stillgegung der Ziegelei 1983 ein seltenes Ereignis. (Foto: Reichsbahnkay)

Zu Beginn der achtziger Jahre gab es drei Lokomotiven (zwei Ns 1 und eine Ns 2 mit Kettenantrieb), so daß immer eine Maschine in Reserve stand. Der geförderte Lehm war fast ausschließlich für die Ziegelei bestimmt, denn Aufgrung seiner schlechten Qualität eignete er sich nicht für dir Röhrenproduktion des Steinzeugwerkes. Dieser Betrieb nutzte nur geringe Mengen, um den von der Reichsbahn gelieferten fetten Ton zu "magern". Nachdem die Ziegelei ihre Produktion im Dezember 1983 endgültig eingestellt hatte, fuhr die Feldbahn noch bis 1989 ca. einmal monatlich für das Steinzeugwerk. Einzig verblieben Lok war eine 1958 gebaute Ns 1 mit der Fabriknummer 260055, welche später einen Austauschmotor erhielt. Bereist kurz nach der Wende wurden die Gleisanlagen abgebaut und gelangten später zu FWWO nach Ottendorf. Auch die Ns 1 gelangte über einen Privatmann in Lauenhain später nach Ottendorf, wo sie heute noch vorhanden ist.

In den Lieferlisten finden sich weitere Lieferungen schmalspuriger Feldbahnlokomotivem (600 mm) nach Mittweida (Jung FNr. 10714/1942, Typ ZL 105, und zwei O&K-Bn2t FNr. 10989 + 10990/1926), ob diese allerdings hier in Mittweida beim Hartsteinwerk im Einsatz waren, ist nicht klar.


Ziegel Mittweida: Bei der Feld-, Wald- und Wiesenbahn Ottendorf konnte Erik Rauner am 02.03.2003 die ehemalige Ns1 aus Mittweida ablichten.

 


© Riesebericht von Erik Rauner
© Info vom Reichsbahnkay