Bahn-Express

LOWA Karl Marx - LKM, 14482 Potsdam-Babelsberg

ehem. Orenstein & Koppel

23.09.2002/ jm/ Benno Orenstein und Arthur Koppel gründeten am 1. April 1876 die "Orenstein & Koppel OHG", welche in einem Werk in Berlin-Schlachtensee Ausstattungen für Feldbahnen, darunter Loren, Gleise und Weichen, herstellt. Es wurden auch Feldbahndampflokomotiven geliefert, diese sind aber von anderen Herstellern gebaut worden. 1885 trennen sich Koppel und Orenstein. Während Orenstein 1892 in Berlin-Schlachtensee mit dem Bau von Feldbahnlokomotiven unter der Firmenbezeichnung "Märkische Lokomotivfabrik" beginnt, übernimmt Koppel unter der Bezeichnung "Arthur Koppel AG" als Lokhändler die Auslandsgeschäfte der O&K.

Da das Werk in Schlachtensee ständig ausgelastet ist, wird ein neues Werk beim Bahnhof Drewitz auf der Gemarkung der Gemeinde Neuendorf (seit 1907 Nowawes) errichtet und hier ab dem 1. April 1899 auch Lokomotiven gebaut, jetzt unter der Bezeichnung "AG für Feld- & Kleinbahnen-Bedarf, vormals Orenstein & Koppel". Wohl nur wegen der Nähe zum Bahnhof Drewitz ist der Name der nahegelegenden Gemeinde Drewitz zum Namensgeber der Lokfabrik geworden, korrekter Weise handelte es sich aber ab 1907 um das Werk Nowawes.

1930 beginnt man im Werk Nowawes nun auch Motorlokomotiven zu bauen. Das Werk wird ab 1938 als O&K Werk Babelsberg bezeichnet, da in diesem Jahr die Stadt Babelsberg durch die Zusammenlegung von Nowawes, Neubabelsberg und Klein-Glienicke entsteht, welche ein Jahr später nach Potsdam eingemeindet wurde. Im Zuge der sogenannten Arisierung, sprich Zwangsenteignung, wird die Orenstein & Koppel AG unter treuhänderische Verwaltung gestellt und am 1. April 1940 in "Maschinenbau und Bahnbedarfs AG MBA, vormals Orenstein & Koppel" umbenannt. 1941 wird auch noch der Zusatz Orenstein & Koppel aus dem Namen entfernt und nur noch der Kürzel MBA verwendet. Zwar übersteht das Werk alle Bombenangriffe auf Berlin, nach einem Brand im Verwaltungsgebäude und der Demontage werden aber auch hier keine Lokomotiven mehr gebaut.

1946 wird die Produktion im Werk Babelsberg wieder aufgenommen und ein Jahr später am 30. April 1947 die erste Nachkriegs-Lokomotive ausgeliefert. Am 18. März 1948 erfolgt die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb und damit die Umbenennung in "VEB Lokomotivbau Karl Marx, Babelsberg", kurz LKM. Gebaut werden Dampf- und Diesellokomotiven, wobei der Dampflokbau 1960 endete. 1969 werden aber nochmals Dampfspeicherlokomotiven geliefert. 1976 erfolgte die letzte Dieselloklieferung, bereits 1964 war ein Teil der Diesellokproduktion an die LEW Lokomotivbau Elektrotechnische Werke abgegeben worden. Mit der Einstellung des Lokomotivbaus schied LKM 1976 auch aus dem VEB Kombinat Schienenfahrzeuge aus. Bis dahin wurden von 1947 hier fast 7800 Lokomotiven gebaut. Zusammen mit den vor dem II. Weltkrieg hier gebauten Maschinen beträgt die Gesamtzahl der in diesem Werk gebauten Lokomotiven über 20.000.

Heute ist von der einstigen Firma Orenstein & Koppel fast nichts mehr übrig geblieben. Lediglich der sogenannte Zirkus, ein Art Rundlokschuppen, in dem einst die Dampflokomotiven montiert wurden, und auch noch ein paar andere Hallen blieben übrig. Der Rest ist aber abgetragen und es ist hier ein Gewerbegebiet und Einkaufsmärkte entstanden.

 


© Reisebericht von Jens Merte