Bahn-Express

Norddeutsche Affinerie AG, 20539 Hamburg (Veddel)

20.06.84 (BE 4/86 -196-, 2/87 -113-)/ uv/ 1866 wurde die Norddeutsche Affinerie AG gegründet. Das Betriebsgelände lag damals noch in der 1. Elbstraße, unweit vom "Michel". 1909 erfolgte der erste Spatenstich auf der Peute, wo sich das Werk seitdem befindet.

Die Kupferhütte produziert heute außerdem Blei, Blei-Zinn-Legierungen, Wismut, Selen, Metalloxide, Schwefelsäure, Pflanzenschutzmittel, Spezialdüngemittel und Baustoffe aus kristalliner Schlacke.

Für innerbetriebliche Transporte existiert eine umfangreiche 600 mm-Bahn mit zahlreichen Dieselloks. Bis zu Anfang der 70er Jahre war auch noch Dampfbetrieb vorzufinden. Die letzten Dampfloks gingen an das Deutsche Feld- und Kleinbahnmuseum, alle weiteren Maschinen gingen in den Schrott.

Die erste Diesellok-Generation stammte von Jung. Aus der Affinerie sind diese Loks auch schon verschwunden, zwei gingen wiederum an das Deutsche Feld- und Kleinbahnmuseum, der Rest wanderte auch hier in den Hochofen.

Heute sind insgesamt 11 typengleiche Schöma-Loks, sowie 3 Strüver-Schienenkulis vorhanden. Durch derzeit relativ niedriges Transportaufkommen sind einige der Schöma-Loks unbefristet abgestellt. Zum Einsatz gelangt rund die Hälfte der Maschinen.

Die Strüver-Schienenkulis werden im Kupferlager zum Abziehen von Kupferproben verwendet. Die Schöma-Loks verdingen sich darin, Schlackenkübel zu transportieren, Anoden von der Gießerei zur Elektrolyse und Katoden von der Elektrolyse zur Stranggießmaschine zu fahren. Der Transport von Flüssigkupfer per Schmalspurbahn ist heute sehr zurückgegangen. Dazu gibt es vierachsige Anhänger, die Spezialkübel mit einer Ladekapazität von 20 t tragen. Entsprechend den Aufgaben der Bahn fällt der Wagenpark umfangreich und außergewöhnlich aus.

In der folgenden Liste bleiben Dampfloks, sowie "Uralt-Verbrennungsloks" unberücksichtigt. Wir verweisen auf BE 4/86 und 2/87.

Norddeutsche Affinerie AG, 20539 Hamburg (Veddel) Spur:600 mm
Stand:20.06.1984
#Nr. - neue Nr.HerstellerdatenBauartTypLstg. (PS)Gew. (t)Vmax (km/h)Bem.
#11 - 278-501Schöma2934/1966B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
 12 - 278-502Jung11897/1960B-dmDL23356.010.015.0a)
 13 - 278-503Jung11886/1960B-dmDL23356.010.015.0b)
 14Jung11520/1954B-dmZL23344.08.015.0c)
#14' - 278-504Schöma3233/1970B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
 15Jung11724/1955B-dmZL23344.08.015.0d)
#15' - 278-505Schöma3207/1970B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
 16Jung12258/1956B-dmZL23344.08.015.0e)
#16' - 278-506Schöma3155/1969B-dhCHL 60 G72.010.016.0f)
 17Jung11551/1951B-dmEL10512.03.012.5g)
#17' - 278-507Schöma3037/1967B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#18 - 278-508Schöma3038/1967B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#19 - 278-509Schöma3039/1967B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#20 - 278-510Schöma3278/1970B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#21 - 278-511Schöma3888/1974B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#278-512Schöma4081/1975B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#278-513Schöma4125/1976B-dhCHL 60 G72.010.016.0 
#1 - 261-501Strüver60455/1959B-dmSchienenkuli6.0 8.0 
#2 - 261-502Strüver*/19..B-dmSchienenkuli    
#3 - 261-503Strüver60455/1959B-dmSchienenkuli6.0 8.0 

Sämtliche Lokomotiven wurden fabrikneu an die Norddt. Affinerie geliefert.

  1. 1975 verschrottet

  2. 1976 verschrottet

  3. 1969 verschrottet

  4. 1968 verschrottet nach Unfall

  5. 04/72 an Dt. Feld- und Kleinbahnmuseum, Holm-Seppensen/Deinste (16)

  6. lief zeitweilig auch als Lok 10

  7. 1969 an Dt. Feld- und Kleinbahnmuseum, Holm-Seppensen/ verschrottet

    *) möglicherweise ein Fahrzeug aus der Serie "Kuli 24/25" (CS 60198-205), 09/49 an Elektro-Messe, München/ 01/51 an Norddt. Affinerie


29.03.88/ uv/ Ein kurzer Rundlauf durch die Anlagen erbrachte, daß die Schmalspurbahn weiterhin in Betrieb ist. Von den Schöma-Loks sind sechs Stück einsatzbereit, drei fahren in der Frühschicht, zwei in der Spätschicht. Ansonsten ist der Rollpark wohl noch unverändert vorhanden.

Es gibt weiterhin Normalspurlokomotiven von Jung und Schöma im Werk (vgl. be 4/86 -220-).


21.11.1994/ uv/ Normalspur: Nach langer Wartezeit ist nun endlich die funkferngesteuerte Lok eingetroffen - die zuvor als Leihlok eingesetzte gelbe Köf, Gmeinder, Eigentum der Newag, ist wieder verschwunden. Nunmehr verfügt die Affinerie über drei Jung-Loks im Einsatzbestand. Die kleine Schöma-Lok ist in einem alten Lokschuppen abgestellt. Sie ist für eine HU fällig, die niemand mehr bezahlen will. Das Maschinchen kann verkauft werden. Zum Lokbestand aus dem Jahre 1984 kann gesagt werden:

Schmalspur: Der Schmalspurbetrieb hat ordentlich Federn lassen müssen. Die Strüver-Schienenkulis sind verschwunden (an Eisenbahnfreunde/Strüver verkauft). Von den zahlreichen Schöma-Loks sind nur noch drei Maschinen vorhanden:

Zur Zeit laufen nur noch Flüssigkupfertransporte auf einem rund 300 Meter langen Gleisstück. Die übrigen Gleisanlagen, die das Werk einmal weiträumig durchzogen, sind größtenteils noch vorhanden, sind aber teilweise unterbrochen. So können die eingesetzten Loks nicht einmal mehr mit eigener Kraft die Werkstatt erreichen, sondern müssen zuvor auf einen speziellen Anhänger gesetzt werden.

Zahlreiche schmalspurige Wagen stehen noch im Werksgelände, werden aber nicht mehr verwendet. Zum Einsatz kommen nur noch (je mit einer Lok) zwei Transportwagen für Kübel, in denen flüssiges Kupfer transportiert wird. Die übrigen 8 der ehemals 11 vorhandenen Schöma-Loks sollen in den letzten Jahren nach und nach verschrottet worden sein (allerdings sind mindestens zwei Loks der Nachwelt erhalten (Rheine/Baaste)). Der jetzt noch laufende Restbetrieb sollte auch nicht mehr lange überleben.

 


© Exkursionsbericht von Ulrich Völz