Bahn-ExpressFeldbahnen in Schleswig-Holstein

Bundeswehr, Marinemunitionsdepot I, 24235 Laboe

04.07.1987 (BE 1/83 -10-, 2/86 -76-)/ Dieses Munitionsdepot befindet sich an der Ostküste der Kieler Förde etwa in Höhe des Friedrichsorter Leuchtturmes. Von außerhalb erhält man - wie bei der Bundeswehr üblich und auch verständlich - kaum einen Einblick in das Lager, aber dennoch existiert dort eine recht ansehnliche Materialeisenbahn der Spurweite 600 mm.

Auf dem Gleisnetz kommen 8 Lokomotiven des Herstellers Diema zum Einsatz. Der Wagenpark setzt sich aus einer großen Anzahl Loren für unterschiedliche Zwecke zusammen. Darunter befinden sich auch einige Personenwagen, die in der Mitte eine längs zur Fahrtrichtung angeordnete Bank aufweisen.

Die Materialbahn erinnert keineswegs an eine Feldbahn im herkömmlichen Sinne. Die Gleise sind fest verlegt und eingeschottert, die Züge laufen sehr ruhig. Entgleisungen dürfen auch nicht vorkommen, denn eine Lok steht immer in einem Schuppen für Feuerlöschzwecke bereit. Der Feuerlöschzug besteht aus einem Personenwagen und einem Gerätewagen.

Die Strecken führen durchweg durch landschaftlich sehr schöne Abschnitte. Dazu der Kommentar eines Angestellten: "Wenn das hier nich' so'n scharfes Gelände wär', könnte man hier mit Urlaubern 'ne Menge Geld machen."

Loks und Wagen werden in einer eigenen, recht großen Werkstatt unterhalten, repariert und überholt. Der Werkstattmeister, der seit der Gründung der Bahn im Jahre 1958 dabei ist, ist sehr stolz auf "seine" Loks: "Die Loks sind seit ihrer Anschaffung zusammen 300.000 (!) Kilometer gefahren." Das ist schon eine beachtliche Leistung.

Von den ehemals vorhandenen zehn typengleichen Loks 2-11 (DS 90) wich die Lok 1 (DS 60) etwas ab. Äußerlich fiel diese Maschine durch ihren Endführerstand auf, während die anderen Maschinen einen Mittelführerstand aufweisen. Desweiteren besaß die Lok 1 ein hydromechanisches Getriebe (Voith) und einen wassergekühlten Mercedes-Motor, die anderen Loks hingegen sind mit einem hydrodynamischen Getriebe (Twin Disc) und einem 6-Zylinder-Deutz-Motor ausgerüstet, der so ziemlich alles schluckt, was brennbar ist.

Die besondere Aufgabe der Lok 1 bestand darin, im Winter den Schneepflug und die Schneefräse (!) durch das Lager zu fahren.

Von außen ist - wie schon gesagt - von der Bahn nicht allzuviel zu sehen. Lediglich der Fördewanderweg zwischen Laboe und Heikendorf wird von der Materialbahn unterquert, aber bei größeren Betriebsabwicklungen kann der Fördewanderweg auf diesem Abschnitt gesperrt werden.

Im Jahre 1989 wird die Materialbahn stillgelegt werden.

15.08.2003-info/ ao/ Die Stillegung erfogte letztendlich im Dezember 1996. Das Gleis, welches den Fördewanderweg ebenerdig gekreuzt hat, ist im Juni 2003 bei Bauarbeiten völlig entfernt worden. Auch die zwei Tore sind durch normale Zaunfelder ersetzt worden. Jetzt erinnert fast nichts mehr an die kleine Bahn, nur im Bereich der Mole liegen noch drei kurze Gleise.

03.12.2003-info/ pz/ Die Diema FNr. 2350 wurde an den Heidepark Soltau verkauft, als Denkmal für die ehemalige Bahn steht von aussen nicht zugänglich die Diema FNr. 2708.

19.06.2006-info/ ao/ Die Denkmallok Diema FNr. 2708/1964 wurde 1996 aufgestellt.


Bundeswehr, Laboe: Oben die Schneefräse (Beilhack 497), unten die Nr. 2 und Nr. 4 sowie die 5.

 

 


© BE 1989
© Info von Andre Oellermann
© Info von Peter Ziegenfuß