Bahn-ExpressFeldbahnen in Schleswig-Holstein

Torfwerke Anton-Günther Meiners, 25364 Westerhorn und 24589 Torfwerk Schülp

Die Meiners-Torfwerke gehen auf das im Jahre 1884 durch Friedrich (I) Meiners in Stückhausen/Old. errichtete Torfwerk zurück. Im Jahre 1901 übernahm dessen Sohn Günther das Werk, 1954 wurde es stillgelegt. Die inzwischen der Familie Meiners gehörenden Torfwerke gingen alsbald an Günthers Söhne über: Karl scherte zuerst aus und führte das Lührsbockeler Werk in eigener Regie weiter. Später gingen auch Friedrich (II), der Gnarrenburg übernahm, und Anton-Günther - er bekam den Schülper Betrieb - auseinander.

Später umfaßte der Besitz von Karl auch die Werke in Steinau (= heute Dieter, Sohn von Karl) und Lichtenmoor (= heute Karl-Hinrich, ebenfalls Sohn von Karl). Das Werk Lührsbockel verkaufte man 1971 an die ASB Erdenwerke.

Zum Besitz von Anton-Günther kamen bald noch die Werke in Tiste, Westerhorn und Borstel (die letzteren beiden sind Neugründungen aus der Zeit um 1960) hinzu.

Friedrich aus Gnarrenburg hat sich 1987 als jüngste Errungenschaft den Betrieb Hagen der Torfwerke Ahrens einverleibt. Die Rede soll hier jedoch nur von den Werken Schülp und Westerhorn (= Anton-Günther) sein:

 

Schülp

01.06.1986 (BE 3/87 -152-)/ Das kleinere der beiden Werke liegt in Schülp. Es hat schon lange Tradition. Bereits um 1922 gab es hier eine Torfbrikettfabrik, die damals schon über eine Feldbahn verfügte.

Heute existieren im Torfwerk sechs Lokomotiven, von denen die O&K;-Lok jedoch nicht eingesetzt wird. Sie erhält nur selten Bewegung, weil sie für die Gleise zu schwer ist.

Das Werk mahlt den angefahrenen Torf und stellt - unter Berücksichtigung der Zuschlagstoffe - diverse Düngetorfsorten und Blumenerde her. Bis etwa 1959/60 bestand eine direkte Gleisverbindung zur DB nach Aspe, so daß bis dahin die Möglichkeit einer direkten Bahnverladung bestand. Heute liegen im Abbaugebiet noch etwa 10 km Gleis, 118 hölzerne Kastenloren dienen dem Abtransport des Torfes.

Die Feldbahngleise kreuzen an zwei Stellen öffentliche Straßen - einmal direkt am Werk und ein anderes Mal die Straße von Dätgen nach Loop. So kann auch ein anderer Teil des "Großen Moores" angefahren, der direkt westlich des Bordesholmer Autobahndreieckes gelegen ist.

 

Westerhorn

10.06.1988 (BE 7/81 -8-)/ Ein weitaus größeres Torfwerk, das Werk Westerhorn, wird im Breitenburger Moor, nördlich von Elmshorn gelegen, betrieben. Der Betrieb wurde um 1959 eröffnet. Er verfügt heute über mehr als 20 Lokomotiven. Vom Torfwerk führt eine Strecke entlang von Feldwegen zum sogenannten Bahnhof, bis wohin die im Moor eingesetzten Loks ihre Züge in der Regel bringen. Zum Torfwerk übernimmt dann eine andere Lok, die nur zwischen Werk und Bahnhof verkehrt, die Züge. Vom Bahnhof führt die Strecke dann vorbei am Gefangenenlager ins eigentliche Moor, wo es eine Dienststelle und einen Lokschuppen gibt. Neben den zahlreichen Gleisen im Abbaugebiet ist dann vor allem noch eine längere, landschaftlich sehr reizvolle Strecke zum Abbaugebiet Auufer zu erwähnen. Sie führt durch Wiesen, Felder, kleine Waldstücke und folgt teilweise einem baumbestandenen Kanal. Hier kreuzt auch die Straße von Westerhorn nach Westermoor die Strecke. Im Auufer gibt es abermals eine besetzte Dienststelle mit Lokschuppen. Ferner existiert noch ein drittes Abbaugebiet nahe Lägerdorf.

Die im Moor eingesetzten Loks übernachten dort, teils fahren jedoch auch etliche Züge (u. a. Personenzüge) gegen Feierabend ins Werk. Die Altbau-Lokomotiven stehen als Dispatcher-Loks an den verschiedenen Einsatzstellen. Sehr zu empfehlen ist einer der Personenzüge vom Auufer zum Werk, der rund eine Stunde unterwegs ist und durch landschaftlich herrliche Gebiete fährt (freundliche Anfrage ist natürlich Voraussetzung).

Die Lokomotiven der Torfwerke A.-G. Meiners verteilen sich auf die beiden vorgenannten, sowie auf die Werke Borstel und Tiste, wobei ein gemeinsamer Nummernplan verwendet wird. Ein einheitliches Stichdatum läßt sich wegen der großen Menge der Loks und der Unübersichtlichkeit der Abbaugebiete nicht angeben. Die Angaben wurden zwischen Juni 1981 und September 1987 ermittelt. In den Zeichenerklärungen sind lediglich die Erstempfänger der Lokomotiven genannt. Es fehlen eventuelle Zwischenstationen, sowie das Zugangsdatum bei Meiners. Es ist sicher, daß etliche Loks bei Diema umgebaut wurden, bevor sie an Meiners gelangten. Ersichtlich wird das z.B. an der für manche Typen außergewöhnliche Leistungsangabe (z. B. DL 8 mit 16 PS).

Torfwerke Anton-Günther Meiners, 25364 Westerhorn und 25764 Schülp Spur:600 mm
Stand:1981-1989
#Nr.HerstellerdatenBauartTypLstg. (PS)Gew. (t)SichtungBem.
W1Schöma/19..Bdm 15/184.1506/88 
W2Schöma509/1940Bdm 162.7507/89a)
S2'Diema2295/1959BdmDL 816206/86b)
 3 /19..Bdm     
W4O&K;6373/1935BdmMD10 08/84 
(W)5Diema2522/1962BdmDL 681.1506/81c)
W5'Diema2230/1959BdmDL 681.1507/89d)
W6Diema2392/1960BdmDL 67.51.1506/88e)
W7Diema2507/1962BdmDL 681.1507/89f)
W8Diema2321/1960BdmDL 11/3111.807/89g)
W9Diema2123/1958BdmDS 14152.807/89h)
W10Diema2191/1958BdmDL 67.51.1506/88i)
W11Diema1912/1956BdmDL 810208/84j)
(W)12Diema2230/1959BdmDL 87.51.1506/81d)
W12'Diema2522/1962BdmDL 881.1507/83c)
W13Diema2127/1958BdmDL 87.51.1507/83k)
W14Diema2459/1961BdmDS 11/2112.208/84l)
W15Diema2196/1958BdmDS 28283.507/89m)
B16Diema2011/1957BdmDL 817208/87n)
 17 /19..Bdm     
 18 /19..Bdm     
B19Diema2428/1961BdmDL 881.1508/87o)
 20 /19..Bdm     
(T)21Diema1964/1956BdmDL 6  11/88p)
S22O&K25108/1951BdmMV 0 2.906/86q)
 23 /19..Bdm     
 24 /19..Bdm     
B25Diema2659/1963BdmDL 681.1508/87r)
 26 /19..Bdm     
(T)27Diema2143/1958BdmDL 6  11/88s)
B28Diema2414/1961BdmDS 1416.52.808/87t)
 29 /19..Bdm     
 30 /19..Bdm     
W31Diema2204/1959BdmDL 8102.206/88u)
W32Diema2051/1957BdmDL 810206/88v)
S33Diema1828/1955BdmDL 810 06/86w)
S34Diema2046/1957BdmDL 67.51.1506/86x)
S35Diema2324/1960BdmDL 681.1506/86y)
 36 /19..Bdm     
B37Diema1399/1950BdmDL 816 08/87z)
W38Diema2465/1961BdmDS 28284.307/89aa)
B39Diema1255/1948BdmDS 2228 08/87ab)
 40 /19..Bdm     
W41Diema2371/1960BdmDS 2828307/89ac)
 42 /19..Bdm     
 43 /19..Bdm     
W44Diema1938/1956BdmDL 681.1507/89ad)
W45Diema2426/1961BdmDL 816207/89ae)
 46 /19..Bdm     
B47Diema2275/1959BdmDL 6  BRaf)
B48Diema2372/1960BdmDS 28284.508/87ag)
W49Diema2493/1962BdmDS 28284.506/88ah)
 50 /19..Bdm     
B51Diema2244/1959BdmDL 6  BRai)
 52 /19..Bdm     
(S)53Diema2295/1959BdmDL 816206/81b)
B54Diema2141/1958BdmDL 6  ../80aj)
W55Diema2444/1959BdmDL 811207/89ak)
W56Diema2563/1962BdmDS 20223.306/88al)
B57Diema2793/1965BdmDS 28284.308/87am)
B58Diema1893/1956BdmDL 822208/87an)
B = Borstel / S = Schülp / W = Westerhorn / T = Tiste
  1. 29.02.40 an Torfw. Schülp, Günther Meiners, Schülp

  2. 24.12.59 an Ziegelei Schirnding, Schirnding/Opf.

  3. 18.06.62 an Günther Meiners, Gnarrenburg

  4. 21.04.59 an Ziegel- und Klinkerw. Freudenstein und Riesenberg Irmenseul/Alfeld

  5. 07.12.60 an Heinrich Stahlhut, Röcke b. Bückeburg

  6. 16.04.62 an Heinr. Rewald, Vollmarshausen

  7. 29.03.60 an Günther Meiners, Oldenburg

  8. 13.02.58 an Ziegelei Jütting, Coldeborgersiel

  9. 18.12.58 an J. Laemmle KG, Marktrettenbach

  10. 30.04.56 an Dampfzgl. B. Feldhaus, Laer Bez. Osnabrück

  11. 03.03.58 an Kalkwerk Otto Breckweg, Riesenbeck üb. Rheine

  12. 28.08.61 an L. Renz, Ziegelei, Affing b. Augsburg

  13. 02.12.58 an Oberoher Kieselgurwerke, Oberohe Kr. Unterlüß

  14. 05.02.57 an Bernhard Pape, Bückeburg

  15. 18.04.61 an Rob. Wings & Co., Brühl Bez. Köln

  16. 15.09.56 an Rob. Wings & Co., Brühl Bez. Köln/ Ziegelei Bott KG, Rauenberg/ Meiners

  17. 11.08.51 an Pletz & Bender, Meppen/Ems

  18. 07.10.63 an Ziegelw. Holzhausen, Holzhausen a. Hahnen, Station Grifte

  19. 05.05.58 an Himly, Holscher & Co., Glashütte, Nienburg/ 1972 an Meiners

  20. 28.03.61 an Münster & Co., Stade

  21. 06.03.59 an Zgl. Westerholz KG, Rotenburg/Hann.

  22. 24.05.57 an Höltinghauser Industriewerke Dr. Brinkmann, Höltinghausen

  23. 11.10.55 an Joh. Nickel oHG, Hartbasaltw., Ober-Widdersheim

  24. 10.05.57 an Hamberger GmbH, Rosenheim/Bay.

  25. 11.04.60 an Dampfzgl. Freckenhorst Schulze Walgern, Freckenhorst

  26. 27.12.50 an Emil A. Drünert, Hobelwerk, Andernach/Rhein

  27. 29.09.61 an Bünder Tonwerk Heinr. Heinsiek, Bünde/Westf.

  28. 13.10.48 an Groß Weedener Ziegelei, Lübeck

  29. 15.09.60 an G. Hornung & Sohn oHG, Parkstetten üb. Straubing

  30. 10.07.56 an Maximilianshütte AG, Kalkwerk Vilshofen

  31. 25.04.61 an Heinr. Konken, Norderschweiburg

  32. 20.10.59 an Zgl. L. Kedenburg, Sarstedt/Han.

  33. 28.09.60 an Dachziegelw. Stöcken, Hannover-Stöcken

  34. 02.03.62 an Hermann Dany, Bauunt., Hamburg

  35. 21.05.59 an Jos. Huber, Aidenbach/Ndb.

  36. 29.04.58 an Zgl. Hellingst, Bremen

  37. 05.07.61 an Martin Abhau, Schwarzenhasel, sp. Hans Abhau, Reichensachsen

  38. 12.10.62 an Schöninger Ton- und Hohlsteinw., Schöningen b. Braunschw.

  39. 16.06.65 an Stadtwerke Bochum, Bochum

  40. 24.03.56 an Ziegelei Willfr. Steffens, Ahrensflucht

Weiterhin vorhanden im Werk Borstel (lt. WB):
Diema 2216/1959, DL 6; 11.02.59 an Aug. Schlingmann, Obernfelde b. Lübbecke
Diema 2246/1959, DL 6; 05.06.59 an Leonhard Moll, Bauunt., München

Es ist offenbar so, daß das Werk Tiste heute (10/1989) nicht mehr zu Meiners gehört. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß die heute dort vorhandenen Loks ehemals auch einmal Nummern aus dem Meiners'schen Nummernsystem getragen haben.


01.01.1995/ uv/ Erfahrungsgemäß ist im Winter in der Torfindustrie nicht allzuviel los, auf dem Werksgelände gab es außer einer Riesenmenge Torfloren nichts weiter zu sehen. Im Moorbahnhof standen weitere Torf-(und auch sonstige) Loren, darunter auch einige mit genietetem Rahmen, die ganz offenbar aus militärischen Beständen stammten. Fast alle dieser Wagen ließen am Rahmen eine entsprechende Beschriftung erkennen, doch richtig lesbar war diese nirgends. Ein Rahmen gab ein Untersuchungsdatum aus dem Jahre 1940 preis!

Um den Lokschuppen am Rand des Moores fanden wir dann insgesamt 10 Lokomotiven, die im Freien abgestellt waren. Der Lokschuppen selbst enthielt offenbar keine weiteren Maschinen:

Erstmals haben wir es auch gewagt, das Abbaugebiet am Auufer ausfindig zu machen: Auch die Bahnstrecke dorthin wird weiterhin befahren. Man erreicht das Abbaugebiet, indem man in Moordiek die einzige befestigte Straße nach Südosten abbiegt. Danach sieht man links das Abbaugebiet, und direkt neben der Straße taucht ein verlassener Lokschuppen mit angegliederter Werkstatt auf. Hier ist schon einige Jahre nichts mehr gelaufen - offenbar werden die am Auufer verwendeten Fahrzeuge immer wieder abgezogen. Die Werkstatt ist ebenfalls aufgelassen. Die Gleise in diesem Bereich liegen aber alle noch.


07.03.97/ uv/ Ein Kurzbesuch am Spätnachmittag ergab: Das Werk und die Bahn sind in Betrieb (blanke Gleise), allerdings bewegte sich um 17.30 Uhr nichts mehr. Ebenfalls nichts bewegte sich auf der Strecke nach Auufer/Tütigmoor: Die ist nämlich abgebaut - und das schon seit bestimmt zwei Jahren, denn die Trasse ist kaum noch zu erkennen. Auch kurz vor dem früheren Abbaugebiet selbst, wo es noch einen Geräteschuppen gab, ist reiner Tisch gemacht worden - alles wurde restlos abgebrochen und beseitigt.


30.05.1997/ Freitagnachmittag, es herrschte Betrieb bis 16.00 Uhr. Auf der Strecke konnten zwei Züge beobachtet werden:

49 - Diema (2493) zusammen mit einer weiteren Diema-Maschine, und (41) Diema 2371


19.04.1999/ jm/ Schülp: Im Schuppen stand nur eine Diema, eine zweite konnte beim Rangieren an der Verladestelle beobachtet werden. Weitere Fahrzeuge sollen "weit draußen" im Moor im Einsatz gestanden haben.


Meiners, Werk Schülp: Diema FNr. 2051 im Einsatz. (Foto: 19.04.1999, Jens Merte)

19.04.1999/ jm/ Westerhorn: Am Abend standen hier zwei Lokomotiven beim Werk in Westerhorn:

Als "38" wurde bisher die Diema FNr. 2465/1961 gemeldet, die oben angegebene Lok FNr. 2581 soll 1997 zu Heddersheimer Feldbahn gehört haben!?

20.04.1999/ jm/ Westerhorn: Zwar liegt das Streckengleis an öffentlichen Feldwegen und gegen Fotografieren hat man hier in der Regel nichts, jedoch sollten nur Aufnahmen ohne Personen gemacht werden bzw. die Lokführer jeweils vorher gefragt werden. Am Abend waren gleich mehrere Züge auf dem Weg zum Werk. Eine kleine Überraschung sind die beiden Lokomotiven von Meyer & Teubner, die im Juni 1998 noch in Drolshagen weilten.

Weitere Lokomotiven standen im Moor, welches aber nicht ohne Genehmigung betreten werden darf.

21.04.2008/ jm/ Westerhorn: Vorweg angemerkt werden muss, dass man uns hier sehr freundlich begegnet ist, was im Wesentlichen daran lag, dass wir vor dem Fotografieren (trotzt z.T. öffentlicher Straßen) vorher im Büro nachgefragt haben. Dies ist unbedingt zu beachten, damit auch in Zukunft solche schönen Aufnahmen an der reizvollen Torfbahn in Westerhorn für alle möglich sind.

09.06.2011/ ml/ Das eigentliche Torfwerk mit Fabrik am nördlichen Ortsrand von Westerhorn ist im Mai 2008 stillgelegt worden. Seitdem wurde hier nur noch der von der Feldbahn aus dem Moor angefahrene Torf auf LKW verladen. Aber auch das hat nun ein Ende gefunden. Anfang Mai 2011 („vor etwa vier Wochen“) wurde der Ladebetrieb an dieser Stelle eingestellt, und damit natürlich auch der Feldbahnverkehr auf der längeren „Überlandstrecke“. Zwischenzeitlich läuft der Rückbau am alten Werk auf Hochtouren. Die einst umfangreichen Betriebs-, Umfahr- und Abstellgleise sind in den letzten Wochen komplett entfernt worden. Soweit das Gleismaterial noch brauchbar war, lagert es jetzt am Rande des Moores, der verbliebene „Schrott“ wartet auf den nahenden Altmetallhändler. Die „Überlandstrecke“ endet aktuell dort, wo sie auf das Werksgelände einschwenkte und wo die „Gleisschleife“ begann. Erstaunlicherweise soll die Strecke, die schon recht zugewachsen ist, zunächst liegen bleiben (aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit…). Neben den gesamten Gleisanlagen am einstigen Werk sind auch die Entladeanlage sowie die steinernen Gebäude von Werkstatt und Lokschuppen bereits komplett abgerissen und abgefahren worden. Gerade ist man dabei, die letzten Fundamente der Gebäude zu zerkleinern und wegzuschaffen. Auf einem ehemaligen Lagerplatz für Torfballen und Paletten auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen noch etwa zwei Dutzend altbrauchbare Drahtkäfigloren, die im Meiners-Werk Borstel weiter verwendet werden sollen (ähnlich wie die Radsätze und Achsen, die man derzeit systematisch im stillgelegten Werk Schülp abbaut. Davon hätte man schon früher – wie mir ein ehemaliger AGM-Mitarbeiter vor Ort erzählt – nie genug gehabt für den laufenden Betrieb). Der weitere Lorenbestand (soweit brauchbar) ist in langen Reihen auf dem Übergabebahnhof am Rande des Moores hinterstellt. Aktuell steht in Westerhorn nur noch das alte Fabrikgebäude (nebst Büro). Aber auch dessen Abriss ist beschlossene Sache. Sobald die hier nistenden Vögel ihr mietfreies Domizil verlassen haben und die Naturschutzbehörde grünes Licht gibt, rücken die Bagger an (wohl spätestens im August/September?). Erklärtes Ziel ist die rasche Räumung des gesamten ehemaligen Werksgeländes. Ein neuer Investor wird dort einen großflächigen Photovoltaikpark errichten.

Heute noch unverändert präsentiert sich die Stammstrecke mit dem mehrgleisigen Übergabebahnhof am Rande des Moores sowie der weitere Streckenverlauf ins Moor. Allerdings wurde erkennbar schon länger nicht gefahren. Im Moor und im Bereich des dort erst vor wenigen Jahren neu errichteten Lokschuppens hat sich augenscheinlich auch bereits eine gewisse „Endzeitstimmung“ eingestellt. Seitdem man hier im Jahre 2008 die Entwässerungspumpen abgestellt hat, sind umfangreichere Seen entstanden und erobert sich die Natur langsam aber sicher ihr Moorrefugium zurück. Im verschlossenen Lokschuppen stehen – soweit man das von Außen erkennen kann – eine alte offene Schöma-Lok (sicherlich Nr. 509/1940), eine geschlossene, größere Diema-Lok sowie etwa 4 bis 5 offene, kleinere Diema-Loks. Ansonsten „tote Hose“. Wie zu erfahren war, werden auch in diesem Bereich schon demnächst alle Anlagen, Gleise und der Lokschuppen komplett zurückgebaut werden. Und das gilt mittelfristig so auch für die die bisherige komplette Stammstrecke!

Alternativ hat man in den letzten Wochen (und Monaten) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des eingestellten Torfwerks Ernst Karl eine Verladeanlage (wieder-) errichtet und schafft dort gerade einen neuen Betriebsmittelpunkt. Dafür ist auf dem recht kleinen Gelände jüngst mit Anschluss an die einstige, nunmehr endgültig reaktivierte Stammstrecke des ehem. Torfwerks E. Karl ein Schienenkreis gelegt worden, mit zwei zur Verladeanlage abzweigenden Gleisen. Einige LKWs seien hier auch schon beladen worden. Noch aber laufen diverse Arbeiten, gerade heute installiert ein örtlicher Handwerker die elektrische Einrichtung der zukünftigen kleinen Werkstatt (in einem alten Container), auch müsste u.a. noch die Seilwinde für den Lorenverschub an der Verladung angebracht werden. Wenn im Herbst erneut die Saison in der Torfindustrie startet, soll alles fertig sein. Eventuell werden auch noch einige weitere Meter Gleis verlegt (zumindest deutet eine zusätzlich eingebaute Weiche darauf hin)? Viel Platz aber ist nicht mehr. Abgetorft werden jetzt und in Zukunft Flächen, die teils einst zu E. Karl gehörten, teils auch wohl recht neu von Meiners erworben werden konnten. Daher die Reaktivierung der einstigen E.Karl-Stammstrecke ins Moor, die aber jüngst in Richtung Lägerdorf noch um rund drei weitere Kilometer vorgestreckt wurde. Die neu erschlossenen Flächen reichen nach augenblicklichem Stand wohl etwa für zehn Jahre. Solange werde man die neue Betriebs- und Verladeanlage nutzen.

Im Umfeld der neuen Verladeanlage fanden sich auf den frisch verlegten Gleisen auch einige Loren sowie vier Loks:

Mitten im Moor in einem neu erschlossenen Feld stand mit einem leeren Zug untätig Lok 55 (Diema 2444/1961, DL 8, grün-offen).

Der aktuelle Gesamtbestand an Loks bei Meiners in Westerhorn beträgt etwa 11 bis 12 Maschinen. Ein gerade beim Abbruch des Werkes beschäftigter, langjähriger aber nunmehr entlassener AGM-Mitarbeiter schwärmt von den Zeiten, zu denen es hier noch rund 25 Loks gab. In den letzten Jahren seien etwa 4 bis 5 große Loks nach Polen verkauft worden, mindestens eine kleine Lok sei an einen Privatmann gegangen. Auch das Werk in Borstel habe wohl zwei Loks aus Westerhorn übernommen.

 


Lit.: BE 5/84, BE 2/85, BE 6/85, BE 1/87, BE 8/81,BE 3/82, BE 1/84, BE 3/87, BE 2/88

© BE 1989
© Exkursionsmeldung von Ulrich Völz
© Reisebericht von Jens Merte
© Info von Dr. Matthias Lentz