Bahn-Express

Deutsche-Baryt-Industrie Dr. Rudolf Alberti GmbH & Co. KG (DBI), 37431 Bad Lauterberg

14.02.2005-info/ lh/ Die Deutsche-Baryt-Industrie (DBI) betreibt im Südwestharz seit über 100 Jahren Bergbau auf Schwerspat (chemisch BaSO4). Weitere Schwerspatbergwerke existierten bis in die 60er Jahre u.a. im Richelsdorfer Gebirge (bei Sontra), im nordhessischen Bergland (bei Bad Sooden-Allendorf) und im Spessart (bei Lohr am Main). In all diesen Bergwerken waren Grubenbahnen im Einsatz. Die Standardspurweite betrug 500 mm, wobei es aber auch Ausnahmen gab (z.B in Lohr 600 mm). Überwiegend wurden die Hunte händisch oder mit Pferden bewegt, Lokbetrieb war eher die Ausnahme. Von größerer Bedeutung waren dagegen die übertägigen 750 mm-Bahnen der Reviere Bad Lauterberg und Sontra. Die letzte Grubenbahn war bis 1975 im Bad Lauterberger Revier in Betrieb. Nachfolgend sollen zunächst nur die Gruben im Harz beschrieben werden.

Revier Bad Lauterberg
Bereits seit 1837 wird hier Bergbau auf Schwerspat betrieben. Zu einem geregelten Abbau kam es aber erst ab 1900, als die DBI einige Gruben übernahm und zusammenfasste. Schon bald baute man von der Schwerspataufbereitung am Bahnhof Bad Lauterberg eine 750 mm Bahn in das Tal der „krummen Lutter“ um damit den Rohspat aus den Gruben „Hoher Trost“ und „Wolkenhügel“ zur Aufbereitung fahren zu können. Später wurde noch eine Stichstrecke durch das Tal der „geraden Lutter“ zur „Knollengrube“ gelegt. Dort begann die Ilseder Hütte aus Peine nach dem ersten Weltkrieg mit Explorationsarbeiten auf Eisenerz. Die Forstverwaltung nutzte die Bahn ebenfalls kurze Zeit zum Abtransport von Holz, wie alte Akten belegen. Der Holztransport sowie die Stichstrecke zur „Knollengrube“ wurden aber spätestens in den 20er Jahren wieder aufgegeben. Übrig blieb der Transport des Schwerspats von den Gruben aus dem Tal der „krummen Lutter“. Auf dieser Bahn waren bis zur Stillegung 1972 eine Reihe von Dampf- und später Dieselloks im Einsatz. Die Bahn hatte auch die Aufgabe die Bergleute zu den Gruben zu befördern.

Grube „Wolkenhügel“
Dieses Bergwerk liegt im Tal der „krummen Lutter“ ca. 6 km nördlich von Bad Lauterberg und fördert noch heute Schwerspat mit moderner Gleislostechnik und ist damit das letzte aktive Bergwerk im gesamten Harz. Der Abbau begann hier bereits im 19. Jahrhundert. Später wurden mehrere Grubenfelder zusammengelegt und zum Bergwerk „Wolkenhügel“ vereinigt. Das Grubengebäude bestand bis in die 1970er Jahre aus mehreren Tagesstollen, einem Tagesschacht („Ostschacht“), zwei Blindschächten und zwei Tiefbausohlen (unter Talniveau). Über den doppelgleisigen Hauptförderstollen („154 m-Sohle“) wurde der Schwerspat mit der 500 mm-Grubenbahn abgefahren. Ab 1920 wurde eine Deutz-Benzollok eingesetzt, später kamen verschiedene Deutz-Dieselloks zum Einsatz. Interessant ist der Einsatz von Grubenpferden der auf dieser Grube bis in die 1970er Jahre andauerte! Die gleisgebundene Förderung wurde dann ab 1971 schrittweise aufgegeben und endete 1975 gänzlich. Stattdessen wurden Rampen und Wendeln mit großen Querschnitten für gleislose Mobilgeräte aufgefahren. Übrig geblieben sind heutzutage nur noch ganz wenige Gleisreste, hauptsächlich untertage. Die zahlreichen Grubenhunte waren für Kreiselwipperbetrieb ausgelegt und lagerten noch jahrelang auf dem Gelände bis sie nach und nach an Sammler etc. verkauft wurden. Man findet sie heute überall im Harz an den Straßen als Blickfang für die Touristen.

Grube „Hoher Trost“
Die Grube befindet sich ebenfalls im Tal der „krummen Lutter“ und liegt ein paar Kilometer talabwärts von der Grube „Wolkenhügel“. Sie ging aus mehreren alten Kupfererzgruben des 18. Jahrhundert hervor und förderte mit Unterbrechungen bis 1982. Die 500 mm-Grubenbahn wurde aber bereits 1967 mit dem Ende der eigentlichen Tiefbauförderung (d.h. unter Talniveau) stillgelegt. Die Hunte wurden hier nur per Hand und mit Grubenpferden bewegt, wobei letztere bis 1967 zum Einsatz kamen und danach sogar noch auf die Grube Wolkenhügel versetzt wurden. Noch heute wird hier eine Anlage zum Vorzerkleinern und Waschen des Rohspats betrieben. Das Zwischenprodukt wird dann per LKW, früher per 750 mm-Bahn, nach Bad Lauterberg in die Hauptaufbereitung gefahren.

Revier Sieber
Sieber ist ein kleiner Ort im Siebertal in der Nähe von Herzberg. Im Vergleich zum Bad Lauterberger Revier fand hier auf den Bergwerken nur ein bescheidener Abbau statt. Trotzdem haben die kleinen Stollenbetriebe ihren besonderen Reiz. Auf mindestens zwei Gruben gab es nachweislich Lokbetrieb.

„Königsgrube“
Das größte Bergwerk des Reviers liegt im Siebertal an der Abzweigung der Landstraße nach St. Andreasberg. Der Abbau begann 1905 mit dem Anlegen von insgesamt neun Tagesstollen am Berghang. Der Spat wurde von den oberen Stollen über einen Bremsberg ins Tal gefördert. Nach einer Reihe von Besitzerwechseln übernahm die DBI 1944 die Grube und begann ab 1951 wieder mit dem Abbau. Die Förderung des Spats erfolgte über den untersten Tagesstollen („176 m-Sohle“) mit einer 500 mm-Grubenbahn auf der eine Deutz-Grubenlok mit einer Reihe von Holzkasten-Hunten zum Einsatz kam. Die Wagen wurden an einer Rampe in bereitstehende LKW entleert, die den Schwerspat nach Bad Lauterberg zur Aufbereitung fuhren. Die Förderung endete 1970. Alte Fotos belegen den Einsatz der KHD 19956. Reste der Grubenbahn findet man im alten Förderstollen, wo die Gleise um 1995 herum noch komplett lagen. Ebenfalls ist noch die Verladerampe im Gelände zu erkennen. An den höheren Tagesstollen lassen sich noch Spuren der Grubenbahntrassen zum alten Bremsberg ausmachen.

Versuchstollen am Königsberg und im Kulmketal
Im Kulmketal, einem Seitental des Siebertals, sowie an den Hängen des Königsberges hatte die DBI in den 60/70er Jahren mehrere kurze Stollen zu Untersuchungszwecken aufgefahren. Auf allen Stollen dürften Grubenbahnen zum Einsatz gekommen sein. Am „Kulmkestollen“ fanden sich vor rund 10 Jahren noch Gleisreste in 500 mm Spurweite. Ob hier Loks eingesetzt worden sind ist unklar, erscheint aber aufgrund der kurzen Stollenlängen von maximal 200 m eher unwahrscheinlich.

Grube „Wurzelnberg“
Weit oberhalb des Kulmketals am Wurzelnberg befand sich dieses kleine Bergwerk. Die ersten Untersuchungen begannen zwar schon 1908, jedoch kam es erst ab 1962 zu einer nennenswerten Förderung durch die DBI. Der Abbau endete 1972. Es existierten drei übereinander gelegene Tagesstollen. Über die Grubenbahn ist hier nichts näheres bekannt. Lokbetrieb ist eher unwahrscheinlich, vermutlich fand nur händischer Verschub statt.

Grube „Kratzecke“
Das kleine Bergwerk liegt einsam südwestlich des Acker-Höhenzuges oberhalb des Kulmketals weitab jeder menschlichen Behausung. Nach einer kurzen Betriebsphase kurz vor dem 1. Weltkrieg kam es erst von 1970 bis 1973 zum vollständigen Abbau des Vorkommens durch die DBI. Die Förderung erfolgte über einen Tagesstollen mit einer Grubenbahn. Der Schwerspat wurde an einer Rampe auf LKW verladen. Auf einem historischen Foto erkennt man eine Ruhrthaler KML 8 mit Innenrahmen, die Spurweite betrug hier deshalb vermutlich 600 mm (bei 500 mm Spurweite haben diese Loks üblicherweise einen Außenrahmen). Im LV findet sich dazu passend die Ruhrthaler 2718 die bis ca. 1970 auf einer DBI-Grube bei Lohr im Spessart eingesetzt worden war. Heutzutage finden sich keine Spuren mehr von der Bahn.


DBI, Bad Lauterberg: Die früher auf der Grube Wolkenhügel eingesetzte KHD 36424 wurde in St. Andreasberg als Denkmal aufgestellt (Foto: Lars Höpel)

 


© Info von Lars Höpel