Bahn-Express

Erzbahn Salzgitter Bad-Liebenburg-Dörnten, 38259 Salzgitter Bad

06.09.2003-info/ fg/ Bei dieser Erzbahn handelte es sich um eine elektrische Schmalspurbahn mit 785-mm Spurweite. Sie führte von Dörnten über Liebenburg nach Salzgitter- Bad / Vosspass, hier wurden in die Hüttenbahn der Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter VPS nach Salzgitter und Peine umschlagen. Die Bahn wurde bis 1968 betrieben, dann waren die hämatitischen Vorkommen in Liebenburg und Dörnten (Grube Morgenstern) erschöpft. Zuletzt waren vierachsige Elloks im Einsatz, mit genieteten, niedrigen Vorbauten und Mittelführerhaus auf Brückenträger, und Plattenrahmen- Drehgestellen darunter. Also nicht der klassische Tagebau- Typ wie EL3 von LEW oder die KEL-4, oder die kleine 62 am BKB-Denkmal Hötensleben. Die auf dem Titel des "Strassenbahn-Magazin" 3/1971 abgebildeten Elloks dieser Bahn waren deutlich älterer Bauart.

Von den Lokomotiven verliert sich allerdings jede Spur, von der Bahn selbst hingegen ist auch heute noch etliches an der Verladung in Salzgitter Bad zu finden. Auf dem Damm westlich des Viaduktes befindet sich ein dreigleisiger Rangierbahnhof, exakt spurhaltig, aber völlig zugewuchert. Das 785-mm-spurige Gleis in S49-Profil (!) geht im Bogen westlich um den Mahner Berg herum Richtung SMAG-Gelände, hört irgendwo da auf; die Trasse scheint dann mitten durch das heutige Siedlungsgebiet westlich des Mahner Berges geführt zu haben. Der Weg der Bahn durch Salzgitter Süd ist auch auf der Straßenkarte noch zu sehen: "Erzbahnweg" heist die Straße. Sie beginnt beim Windmühlenweg und endet beim Mahner Weg kurz vor dem Staatsforst Liebenburg. Der Bahnübergang (ohne Schienen) ist noch zu erkennen. Auch der an der Ecke Windmühlenbergweg / Habichtsweg in Salzgitter Bad oberhalb vom SMAG-Werk, unterhalb Haus-Nr. 26. Richtung Bunker, ist die überwucherte Trasse erkennbar. An der Verladung steht und liegt aber alles fast unverändet seit 35 Jahren herum. Weichen funktionieren z.T. noch. Fahrleitungsmasten sind exakt über den Betonsockeln (jene polygon-soliden, aus den Dreissigern) abgeschnitten worden. Dass da mitunter die absolut angesagten heissen Parties abgehen, zeigen nicht nur die rausgebrochenen Mauern, sondern auch die Graffiti, jede Menge Autoreifen, Müll und zwei LKW-Wracks.

Dass da noch 2003 ein ganzer Schmalspur-Güterzug aus (relativ modernen, druckluft- gebremsten, MEGI- gefederten) Granby- Kasten-Einseitenmaulkippern herumsteht, ist eine echte Überraschung. Die Wagen dürften inzwischen länger da stehen, als sie je im Einsatz waren. Ihr Zustand ist jedoch noch relativ gut, selbst bei den beiden Wagen, die im Freien stehen. Echte Granby's waren das ja nicht, sondern die Entladung erfolgte mittels Stempel und Hakken ähnlich den MAN-GHH- Kippern in Kiefersfelden/Obb, entweder in den Bunker oder direkt über die Rutsche in die Waggons der normalspurigen Hüttenbahn. Und hier, auf der unteren Normalspurebene, befinden sich dann auch noch drei Schwefelsäure-Kesselwagen, die mit Blei ausgekleidet sind. Die Wagen haben HU-Daten der 1970er Jahre. Nach dem "Parken" sind dann die Weichenverbindungen zur Erzverladung (jene Stahlbrücke über die DB AG und die Warnetalbahn) seitens VPS unter der Brücke der B 248 entfernt worden, und die Kesselwagen stehen nun dort so isoliert wie die schmalspurigen Wagen ein Stockwerk darüber.

Die Lieferlisten geben nur wenig Aufschluss über die hier eingesetzten Maschinen, besonders der Hersteller der (mindestens) zwei Drehgestell-Elektrolokomotiven mit Nietenrahmen bleibt bisher im Dunkel. Weitere Angaben von Seiten der Leser sind sehr willkommen.


23.09.2003-info/ ms/ af/ jm/ fg/ Im Buch "Eisenbahnen der Ilseder Hütte" (Röhr-Verlag, 1974 - TBD) wird ausführlich über die Bahn berichtet. Der Bezug zur Ilseder Hütte erklärt auch die Spurweite von 785 mm, welche bei der Ilseder Hütte (die Hütte selbst, nicht die Ilseder Kleinbahn) bereits ab 1871 verwendet wurde. Diese Spurweite war damals "nichts besonderes", entspricht sie doch den preussischen 2 Fuss 6 Zoll, welche beispielsweise schon 1863 bei der Brölthaler Eisenbahn, 1869 bei der Friedrich Wilhelms Hütte, Troisdorf, und 1872 bei der Krupp´schen Sottersbach-Grubenbahn in Herdorf a.d. Sieg verwendet wurde. Die Ilseder Hütte erhielt 1871 von Hanomag zwei B-n2t (FNr. 532 und 533), sie zählt damit zu einer der frühen Schmalspurbahnen in Deutschland mit Lokeinsatz.

Im Bestand Erzbahn von Salzgitter Bad nach Dörnten befanden sich 1966 neben den u.g. Lokomotiven insgesamt 301 von Hand zu kippende Wagen. Diese Wagen waren Fabrikat O&K, sowie Nachbauten nach dem Krieg von Cemer (?). Sie hatten ursprünglich Gleitlagerachsen und wurden 1961-64 mit Rollenlagern ausgestattet. 1966 kaufte man 49 Granby-Kipper mit Druckluftbremse, von denen heute - wie oben berichtet - noch einige in Salzgitter Bad vor sich hinrosten. Bei 12 bis 14 Zugpaaren täglich betrug 1966 die Transportleistung ca. 2000 bis 2300 t/Tag. Der letzte Betriebstag war der 2. April 1968, danach erfolgte der Rückbau der Strecke. Zumindest an der Verladung in Salzgitter Bad hat man sich den Rückbau jedoch gespart.


Erzverladung Salzgitter Bad: Oben zwei der 785 mm-Erzbahnwagen, von denen in der Verladung (unten) ein ganzer Zug vorhanden ist. Darunter ein Blick auf die drei abgestellten Kesselwagen. (Fotos: 2003, Frank Gotthardt)

 


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