Bahn-Express

Rethmann Lippewerk Recycling GmbH, Brunnenstraße 138, 44536 Lünen-Lippholthausen

ehem. Vereinigten Aluminium Werken (VAW)

15.07.1998/ ms/ Am westlichen Stadtrand von Lünen liegt eingebettet zwischen der Lippe und dem Datteln-Hamm-Kanal Lünens flächenmäßig größtes Unternehmen. Das zur Rethmann-Gruppe gehörende Werk dient heute der Aufbereitung und Wiederverwertung von Abfällen diverser Art und deren Verarbeitung zu neuen Produkten. Der Fa. Rethmann ist es gelungen, einen ehemaligen Produktionsstandort der NE- Metallurgie einem neuen, zukunftsorientierten Nutzen zuzuführen.

Die Geschichte des Standortes beginnt 1938: In jenem Jahr fällt im Zuge der Autarkiebestrebungen des Dritten Reiches die Entscheidung, Deutschland von Importen des Leichtmetalles Aluminium unabhängig zu machen, das dringend für die Rüstungsindustrie benötigt wird. Dieses in seiner Produktion aufwendige und energieintensive Metall wurde bisher aus dem Ausland bezogen. Als Standort für das neue Werk wurde Lünen auserkoren, wo die Lippe als Kühlwasserlieferant, der Datteln-Hamm-Kanal der Anlieferung des Rohstoffes Bauxit, ein ebenfalls neu zu errichtendes Kohlekraftwerk auf Basis von Ruhrkohle zur Stromversorgung und eine ausreichende Anzahl von Arbeitskräften optimale Standortbedingungen boten.

Nach einer Rekordbauzeit von nur neun Monaten wurde noch 1938 die Aluminiumproduktion aufgenommen. Der Stromversorgung diente nicht nur ein werkseigenes Kraftwerk, sondern auch das in unmittelbarer Nähe errichtete STEAG-Kraftwerk, das ebenfalls 1938 in Betrieb ging. Nach dem zweiten Weltkrieg kam das Werk zu den Vereinigten Aluminium Werken (VAW). Unter dem Namen "Lippewerk" war das Lüner Werk der einzige deutsche Produktionsstandort mit einer kompletten Produktionslinie vom Rohstoff Bauxit über Aluminiumoxid zum Hüttenmetall Aluminium und Halbzeugen. Ende der siebziger Jahre erreichte das Werk mit rund 2000 Beschäftigten seine Blütezeit. Doch in den achtziger Jahren begann der Niedergang des Hüttenwerkes: Steigende Strompreise, hohe Arbeitskosten und nicht zuletzt die hohen Transportkosten für den aus Übersee stammenden Rohstoff Bauxit führten zur Aufgabe der Aluminiumoxidproduktion im Jahre 1987, der 1990 die Aluminiumproduktion folgte. 1993 war dann definitiv das Aus für den VAW-Standort Lünen gekommen. In jenem Jahr übernahm das aus dem westfälischen Selm stammende Entsorgungsunternehmen Rethmann das komplette Werk. Dabei wurde als Novum nicht nur das eigentliche Gelände, sondern auch der allergrößte Teil der Aufbauten mit in das neue Nutzungskonzept eines zentralen Recyclingzentrums übernommen. So wurden z.B. das Kraftwerk, die Abwasserreinigungsanlage, der Hafen am Datteln-Hamm-Kanal, die Verwaltung, die Werksfeuerwehr und die Werkbahn in das nun als "Rethmann Lippewerk" bezeichnete neue Unternehmen integriert. Auf dem Werksgelände haben sich bis 1998 eine Vielzahl von Aufbereitungs- und Verwertungsbetrieben angesiedelt, die alle unter dem Dach des neuen Lippewerkes stehen, wie z.B. eine Bauschuttrecyclinganlage, ein Erdenwerk, ein Kompostwerk, eine Metallschlackenaufbereitung oder auch eine Holzverwertungsanlage.

Die Werkbahn des ehemaligen VAW-Lippewerkes wurde in vollem Umfang übernommen. Drei Lokomotiven sowie ein Rottenkraftwagen sind in einem interessanten 6-ständigen Ringlokschuppen untergebracht, der über eine Drehscheibe verfügt. Daneben existiert noch ein abgestellter DEMAG-Schienenkran (Nr. KL 310), der früher auf der VAW-Schlackenhalde eingesetzt war. Das Transportaufkommen der Bahn ist jedoch nach Schließung des VAW-Lippewerkes merklich zurückgegangen. Zu jenen Zeiten wurde hauptsächlich Kohle für das werkseigene Kraftwerk zugestellt sowie der im VAW-Hafen angelandete Rohstoff Bauxit ins Werk befördert, wobei eine Spitzkehre über den Vorbf. Lünen-Süd befahren werden mußte. Heute reicht eine Lok (Nr.4) für den täglichen Betrieb aus. Recht interessant ist der werkseigene Rottenkraftwagen, ein aus der Anfangszeit des VAW-Lippewerkes stammender Flachwagen mit Akkuantrieb, der auch regelmässig die Anschlußbahnstrecke bis zum Übergabebf. Lünen-Süd (Vorbf. Lünen-Süd) befährt. Die O&K-Lok Nr. 5 steht, nachdem sie an ein Schwerter Eisenbahnunternehmen verliehen wurde, mit defekten Radreifen im Ringlokschuppen abgestellt. Hier steht auch die Lok Nr. 2, die ebenfalls aus dem Hause O&K stammt.

30.05.2011/ hp/ Die Firma hat mittlerweile den Namen in "REMONDIS Production GmbH" geändert und den Werkbahnbetrieb bereits vor Jahren eingestellt. Die im folgenden genannten Fahrzeuge sind nicht mehr vorhanden.

 


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