Bahn-Express

Ziegelwerk Alphons Meyer KG, Reeser Str. 209, 46446 Emmerich-Vrasselt

27.05.1999/ lh/ Hier war schon der Feierabend eingeläutet, jedoch konnte ich noch zu der Lok gehen. Ein Arbeiter erzählte mir, daß die Bahn in der letzten Zeit nicht gefahren sei, aber ab morgen früh wieder laufen würde... Die Ziegelei ist wirklich sehenswert. Das kleine, bucklige Gebäude mit dem alten Ofen stellt eigentlich ein Museum dar, aber es werkelt noch munter vor sich hin. Die 600 mm-Bahn ist hier vergleichsweise sehr kurz (ca. 250 m). Im Einsatz steht die bekannte Diema 2487/1962 (DS 14/2) mit fünf Kipploren à 0,75 m3. Die Strecke ist hier sehr kantig und müßte eigentlich mal wieder komplett überholt werden. An der Grube steht noch ein schöner alter Eimerkettenbagger, der in größeren Zeitabständen eine Tonhalde herausbaggert. Der aufgehaldete Ton wird dann von einem fossilen Hydraulikbagger in die Loren geladen. Kurz bevor ich ging, fuhr der eine Arbeiter die Lok noch freundlicherweise für mich ein Stück aus der Beschickerhalle heraus, so daß ich sie besser fotografieren konnte.


10.10.2001/ uv/ Wie bei vorigen Besuchen auch erscheint ein Blick in dieses Werk (direkt an der B 8 zwischen Emmerich und Millingen) immer wieder wie ein Ausflug in längst vergangene Zeiten: Der Betrieb arbeitet noch ganz im alten Stil in entsprechenden baulichen Anlagen. Einzig automatisch ist das Pressen der Dachziegel: Der Kollergang wird mit unterschiedlichen Tonsorten beschickt, nach dem Vermischen und dem Pressen eines Tonstranges werden von diesem kontinuierlich Scheiben abgeschnitten, pro Scheibe wird ein Dachziegel gepreßt, und dann beginnt die Handarbeit: Jeder Rohling wird manuell aus der Presse entnommen und in ein kleines Holzlattengestell gelegt, welches wiederum in einem rollbaren Gerüst abgelegt wird. Im Handbetrieb - gleisgebunden! - werden diese Gerüste in Trockenräume gefahren. Nach der Trocknung kommen die Dachziegelrohlinge auf eine Schubkarre und werden in einen der kleinen, kohlegefeuerten Öfen geschafft und dort sehr eng eingelagert, immer mal wieder mit Kohle dazwischen. Es macht richtig Spaß, diesen Produktionsvorgang zu verfolgen, der - wie schon gesagt - mit viel Handarbeit bewältigt wird.

Spezialität des Werkes sind dunkel gebrannte Dachziegel, größtenteils aus eigener Produktion, aber auch fertig gebrannte Produkte anderer Hersteller, die hier noch einmal "nachgebrannt" werden. Außerdem im Programm sind zahlreiche Spezialpfannen und -bauteile für's Dach, so z.B. Firststeine für Reetdachhäuser in den Niederlanden, die einer überdimensionierten Halbschale gleichen. Außer den dunkel gebrannten Pfannen bekommt man natürlich auch normale rote Dachpfannen (aktuell waren gerade Doppelfalzzigel in der Produktion). Mauersteine werden hier überhaupt nicht hergestellt.

Die Feldbahn war, wie es sich für ein derartiges Werk gehört, natürlich in Betrieb. Momentan wurde allerdings nur Ton verschiedener Qualitäten von der Diema-Lok in 5 Kipploren vom Lagerplatz über ca. 30 m in die Entladung gefahren. Z.Zt. wird der Ton per Lkw herangeschafft.

Die Grube ist momentan abgesoffen, soll im nächsten Jahr aber abgepumpt und wieder mit der Feldbahn angefahren werden.

25.02.2007/ nr/ Die Feldbahnstrecke des Ziegelwerkes Alphons Meyer scheint Richtung Grube stillgelegt zu sein. Die Gleise waren von Moos und Gras überwuchert und teilweise abgebaut. Der alte Eimerkettenbagger stand jedoch noch auf einem Stück Schiene. Der Ton wird wohl noch per Lkw rangefahren und auch mit der Feldbahn zum Beschicker gebracht.

22.02.2014/ msch/ Auf der Durchfahrt nach Emmerich konnte hier während der morgendlichen Betriebszeit ein kurzer Zwischenstopp eingelegt werden. In dem Emmericher Vorort an der B 8 gab es eigentlich nur gute Nachrichten: Die altertümliche Ziegelei sowie die Feldbahn sind nach wie vor in Betrieb. Doch es gab in der Zwischenzeit auch ein paar Veränderungen:

Der Brennbetrieb in der Ziegelei
Immer noch werden die Dachziegel in sog. „Kasseler Öfen“ in einem Zeitraum von rund 72 bis 85 Stunden gebrannt. Dazu werden die luftgetrockneten Ziegelrohlinge zunächst mühsam per Hand in ca. 3 m x 3 m großen Öfen (Bauart „Kassel“) eingestapelt. Auf und neben dem Ziegelstapel wird anschließend haufenweise Steinkohle gestreut, die mangels geeigneter deutscher Steinkohle-Zechen mittlerweile aus Vietnam über niederländische Händler bezogen werden muss. Nach dem manuellen Zumauern der Einfüllöffnung werden die Ziegel anschließend ca. 36 Stunden mittels Erdgasbrennern „vorgebrannt“, um dann anschließend bis zum Schluß des Brennprozesses ausschließlich durch die entzündete Steinkohle den „Schlussbrand“ zu erhalten. Dabei sorgt auch die brennende Steinkohle für das sog. „Dämpfen“ der Dachziegel, wodurch diese dabei ihren äußeren grau-schwarzen Farbton erhalten. Da diese körperlich schwere Arbeit im Bereich der Öfen sich nicht mechanisieren lässt und bei der Emmericher Bevölkerung offenbar nur noch wenig Anklang findet, hört man in der Ziegelei mittlerweile vorwiegend osteuropäische Sprachtöne zwischen Kollergang und Ofenkammer.

Die Rohstoffbasis
Die Emmericher Dachziegel werden aus einer Mischung aus „magerem“ und „fetten“ Tonarten hergestellt. Bis Anfang der 1990er Jahre bezog man den Ton noch aus eigenen Tongruben, die sich nördlich der Ziegelei erstreckten. Ein eigener Eimerkettenbagger förderte den Rohton im Tiefschnitt, den die 600 mm-Feldbahn anschließend zum Kollergang im Maschinenhaus beförderte. Durch Erschöpfung der eigenen Gruben und Vorräte ging man ab ca. 1993 auf den Bezug von Fremdton per LKW-Anlieferung über: Während die fetten Tone bis heute überwiegend aus dem Westerwald bezogen werden, konnte man den mageren Ton preiswert von Kiesgruben beziehen, die sich östlich der Ziegelei jenseits der Bahngleise der Strecke Oberhausen – Emmerich befanden. Dort fiel der Ton eher als ein „Abfallprodukt“ an – bis niederländische Ziegeleien die Kiesgruben zur Tongewinnung aufkauften und den mageren Ton heute zu „üblichen“ Marktpreisen verkaufen. Im Jahre 2007 entdeckten niederländische Feldbahnfreunde den seit Jahren vor sich hin rostenden Eimerkettenbagger, erwarben ihn und translozierten ihn zu einem nicht näher bekannten niederländischen Feldbahnmuseum. (Warum konnten das eigentlich nicht die Feldbahnfreunde in Schermbeck, nachdem der dortige Idunahall-Eimerkettenbagger schon nicht erhalten werden konnte?) Ein Foto im Büro, auf das Jahr 2008 datiert, zeigte dem Besucher den mustergültig aufgearbeiteten Eimerkettenbagger. Das Gelände der ehemaligen werkseigenen Tongruben ist mittlerweile durch einen Zaun vom restlichen Ziegeleigelände abgetrennt.

Die Feldbahn
Die Feldbahn fährt mittlerweile auf einer nur noch rund 40 m langen schnurgeraden „Strecke“, die vom Maschinenhaus mit dem Kollergang zum Tonlagerplatz nördlich des Maschinenhauses führt, wo auf zwei getrennten Halden die fetten sowie die mageren Tone lagern. Mit einem kleinen Bagger werden die Loren abwechselnd mit den beiden Tonarten gefüllt und anschließend ins Ziegeleigebäude gezogen. Die altbekannte Lok (Diema FNr. 2487/1962, Typ DS14/2, B-dm, 600 mm, 14 PS, 2.8 t, MNr. 10088/373, grün, geschlossen, im Einsatz mit 5 Kipploren) stand solo im Innenhof, in einem nicht mehr genutzen Trockenschuppen „lagert seit Jahren eine weitere Diema, die seit Jahren als Ersatzteilspender diente und nur noch eine „Hülle ohne Innenleben“ darstellt, nachdem Motor, Getriebe, usw. schon ausgebaut wurden (Diema FNr. 2586/1963, Typ DS11/2, B-dm, 600 mm - (ohne Schild), grün/rost, offen , schrottreif und ohne Motor und Getriebe)


Alph. Meyer KG: Die Diema FNr. 2487 im Einsatz. (Fotos: Ulrich Völz)

 


© Reisebericht von Lars Höpel
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© Info von Niels Rohr
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