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Chemische Fabrik Kalk CFK, Vietorstr., 51103 Köln-Kalk

17.07.2006-info/ pz/ 19.07.2006-info/ fg/ Die 1858 gegründete Düngemittelfabrik prägte bis in die 1990er Jahre den westlichen Teil des Stadtteils Köln-Kalk. Kalk wurde 1881 zur Stadt erhoben und 1910 nach Köln eingemeindet. Unter den Begriffen "CFK" oder "Chemische Kalk" in der Bevölkerung verwurzelt, gehörte das Unternehmen zuletzt 100 % zur Kali & Salz AG in Kassel welche wiederum zur BASF gehört.

Errichtet wurde sie 1858 in einer stillgelegten Eisengießerei durch den Kölner Kaufmann Julius Vorster und den Apotheker Hermann Grünberg aus Stettin. Man begann mit der Produktion von Kalisalpeter und Soda. Hermann Grünberg entwickelte später ein Verfahren zur Verarbeitung roher Kalisalze und trug so zum Beginn der deutsche Kaliindustrie bei. In Kalk kamen später noch Phosphatsäure und Stickstoff in die Produktion.

Nach 1876 wurde das Werk zur KG und 1892 als eines der ersten Unternehmen eine GmbH unter dem Namen "Chemische Fabrik Kalk GmbH". Neu kamen in diesen Jahren die Produktion von Pottasche und Schwefel hinzu, später stellte man Dünger aus Schlacke her, das sog. "Thomasmehl". Desweiteren wurde künstliches Viehfutter und Äthylen-Chemie ins Programm aufgenommen.

1958 wurde das Werk Tochter der Salzdetfuhrt AG welche wiederum am 1968 zur Kali und Salz AG gehörte. Diese gehörte zuletzt dem BASF-Konzern. Weitere Betriebe besaß die CFK in Köln-Nippes (Amoniakwerk), Köln-Ehrenfeld (Düngerfabrik) und Euskirchen (Düngerfabrik).

Im 2. Weltkrieg wurde die CFK durch allierte Luftangriffe zu 80 % zerstört, 1946 begann man jedoch schon wieder mit der Herstellung von Ammoniumsulfat, ab 1949 mit Soda. Nachdem Tiernahrung und Kunstdünger nach den 1950er Jahren keine Gewinne mehr einbrachten beschränkte man die Produktion auf Soda, Caliumchlorid und Futtermittelzusätze. Die Düngemittelfabrik wurde 1989 eingestellt. Zumindest das Soda brachte die CFK in den letzten Jahren dann zu Fall. Durch vermehrten Altglaseinsatz sank hier der Absatz zur Glasindustrie und billige Auslandsimporte von Glas und Natursoda führten zum Preisverfall. Nach schlechten Betriebsergebnissen in 1991 und 1992 war der Fortbestand der traditonsreichen Fabrik jedoch nicht sicher. Anfang 1993 lößt die Kali & Salz AG ihren Organschaftsvertrag mit der CFK auf, zum 31.12.93 wurde die Produktion offiziell beendet, eine Restproduktion lief bis März 1994. Die CFK wird als reine Handelsgesellschaft jedoch weiterbestehen. Das Industriegelände wurde einer neuen Nutzung übergeben, allerdings verschwand damit auch ein Stück Kalker Industriegeschichte.

Die "Chemische" und Kalk waren fast untrennbar verbunden, Generationen von Kalkern gab sie Brot und Arbeit. Mit der Fabrik verschwanden 650 Arbeits- und 30 Ausbildungsplätze in einem ohnehin strukturschwachen und durch die nachfolgenden KHD-Ereignisse noch mehr gebeutelten Stadtteil. Einige Stimmen warfen den Eigentümern der CFK (Kali & Salz, bzw BASF) zuletzt ein Ausplündern des Werkes vor, vielleicht hätte es weiterbestehen können. Im Jahre 2000 zeigt sich das Gelände weitgehend abgerissen, der Neubau des Kölner Polizeipräsidiums auf dem Gelände war bereits beschlossene Sache. Im Jahre 2004 wurde das neue Polizeipräsidium fertiggestellt. Von der CFK ist lediglich der alte Wasserturm erhalten geblieben, auch die ursprünglich zum Denkmalschutz vorgesehene Düngemittelhalle wurde abgerissen. Um den Wasserturm herum entstanden 2003 - 2005 die sog. "Köln-Arcaden", ein Einkaufszentrum, wie man es aus Köln-Weiden oder Köln-Chorweiler kennt. Oder aber auch als Oberhausener Centro im Kleinen. Von der CFK ist heute nichts mehr zu sehen, der Wasserturm verliert sich innerhalb des EKZ.

Der Werkbahnhof der Fabrik grenzte an die rückwärtigen Ausläufer des Bww Köln-Deutzerfeld der DB, hier erfolgte auch die Übergabe. Der Bahnbetrieb endete hier am 31.12.1993. Die Loks und die relativ neue Lokwerkstatt wurden verkauft. Interessant dürfte sein, daß ab 1909 durch die Straßenbahnen der Stadt Köln Güterverkehr für die Chemische Kalk durchgeführt haben. Mit im Depot Deutz stationierten Spezialwagen wurden Produkte zum Hafen Deutz befördert (lt. Stadtanzeiger Rheinische Fabrik Kalk, vermutlich CFK gemeint)

Bestand der Werkbahn im Laufe der Zeit:

Mitte der 1980er Jahre waren noch einige werkseigene Hochbordwagen vorhanden.

Im August 1993 war wegen Ausfall der Lok 1 die Leihlok WLH 19 (Krupp 3692/1957, Bdh, neu: ? /1961 Autobahnbau Deggenlos /1962 Hümlinger Kreisbahn, L2 /=> Union Zucker, Northeim /1987 Zufa Nörten-Hardenberg / 19xx Westfälische Lokfabrik Reuschling Hattingen) zu Gast.

 


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