Bahn-Express

Jung Jungenthal GmbH, Bahnstr. 1, 57548 Kirchen a.d. Sieg

22.03.2007-info/ jm/ Arnold Jung und Christian Staimer gründen am 13. Februar 1885 die Jung´sche Lokomotivfabrik unter der Bezeichnung "Jung & Staimer OHG". Die Fertigung von Dampflokomotiven wurde in einer ehemaligen Kunstwollspinnerei bei Kirchen/Sieg aufgenommen. Noch im selben Jahr verlässt laut Lieferbuch am 3. September die erste Lok das Werk, eine 12 PS starke normalspurige Dampflok für die Zuckerfabrik Dennin mit der Fabriknummer 3. Die in anderen Quellen genannte, am 10. Oktober 1885 gelieferte 700 mm-Feldbahnlok für den Kieler Bauunternehmer Schlüter, trägt zwar die Fabriknummer 1, ist aber die zweite ausgelieferte Maschine. Besonders solche Feldbahnlokomotiven gehen in den folgenden Jahren zum größten Teil an Händler wie Orenstein & Koppel in Berlin und Fritz Marti in Winterthur. Die Lokomotiven mußten mit einem Pferdefuhrwerk bzw. über transportable Gleise zum Bahnhof Kirchen gebracht werden, erst mit der Eröffnung der Nebenbahnstrecke ins Asdorftal 1887 erhält auch die Lokfabrik ein Anschlußgleis.

Nach dem Tod Arnold Jungs 1911 wird das Unternehmen 1913 in eine GmbH umgewandelt, der Firmenname wird in "Arnold Jung Lokomotivfabrik GmbH, Jungenthal" geändert. In den 20er Jahren nimmt man den Bau von Motorlokomotiven auf, auch Akku- und Preßluft-Grubenlokomotiven werden jetzt gebaut. Da Jung unabhängig von den Aufträgen der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft ist, Jung gehört nicht zu den "Quoten-Fabriken", übersteht das Unternehmen auch die Krisenjahre Ende der 1920er, die für viele andere Lokomotivfabriken das Aus bringen. Auch das Ende des Lokomotivbaus ebenso wie die Auflösung des Unternehmens verlaufen unspektakulär und immer ohne wirtschaftliche Zwänge. Jung zog sich 1976 aus dem Schienfahrzeugmarkt zurück, um sich auf mittlerweile wichtigere Jung-Produkte wie z.B. Werkzeugmaschinen, Transportwagen, Panzerplatten, Kräne und Brückenausleger zu konzentrieren. Dazu gehörten auch Grubenlokomotiven, die man noch bis 1987 für Gruben, überwiegend in Polen, baute. Im Sommer 1993 wird das Werk geschlossen, das Inventar versteigert und die Hallen vermietet. Das Unternehmen war nicht vom Konkurs oder Vergleich bedroht, es handelte sich um eine freiwillige Versteigerung, da der Eigentümer, salop gesagt, "nicht mehr wollte". Die offizielle Schließung erfolgte zum 30. September 1993, ein Teil des Firmengeländes wird jetzt von anderen Unternehmen genutzt. Die Jung-Jungenthal GmbH besteht jedoch weiterhin unter dem Namen "Jungenthal Systemtechnik GmbH". Allerdings beschäftigt man sich nicht mehr mit dem Lokbau.

20.02.1997/ jm/ Das Werksgelände ist mit einem Zaun in zwei Hälften geteilt. Ein Teil scheint immer noch nicht vermietet worden zu sein, zumindest bei einer Halle ist bereits das Dach stark beschädigt bzw. nicht mehr vorhanden. Außerdem stand auf dem Gelände noch ein Brückenpanzer samt Brückenteile, hat die BW den da vergessen?

28.07.1999/ jm/ Das Unternehmen gibt es weiterhin, nennt sich jetzt aber Jungenthal Systemtechnik GmbH. Vom Bereich Schienenfahrzeugbau hat man sich nach eigenen Angaben vollständig getrennt.

 


© Reisebericht von Jens Merte