Bahn-Express

Saarstahl AG, 66330 Völklingen

ehem. ARBED-Saarstahl GmbH
ehem. Stahlwerke Röchling-Burbach GmbH
ehem. Röchling'sche Eisen- und Stahlwerke GmbH
ehem. Völklinger Eisenwerk Gebrüder Röchling OHG

08.07.1974/ mw/ Nach schriftlicher Voranmeldung gab es keine Schwierigkeiten bei der Besichtigung, alle waren sehr freundlich und bemüht, mir die Lokomotiven vorzuführen. Leider waren nur zwei Maschinen an diesem Werksteil im Einsatz, es war aber trotzdem sehr beeindruckend, als die letzte von Jung für einen deutschen Abnehmer gebaute Dampflok unter dem Hochofen hervorkam.

28.06.2001/ jm/ Das Werk geht zurück auf die 1873 vom rheinischen Hütteningenieur Julius Buch, Köln, gegründete "Völklinger Eisenhütte, Actien-Gesellschaft für Eisenindustrie" (Puddelwerk). Wegen Unrentabilität mussten im Mai 1879 alle Mitarbeiter entlassen und die Eisenhütte stillgelegt werden. Die Gebr. Röchling erwerben das Werk und gründen am 27. August 1881 die "Völklinger Eisenwerk Gebrüder Röchling OHG". Es wird in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgebaut, so nimmt man 1891 ein Thomasstahlwerk in Betrieb, 1897 folgt eine eigene Kokerei auf dem Werksgelände zur Herstellung des eigenen Hochofenkoks. Ein Jahr zuvor wurde die Gesellschaft in eine GmbH mit der gleichzeitigen Namensänderung in "Röchling'sche Eisen und Stahlwerke GmbH" (RESW) umgewandelt.

Der 1920 ratifizierte Versailler Vertrag sah für 1925 die Herauslösung des Saargebietes aus dem deutschen Zollgebiet vor, zum Schutz vor französischen Eingriffen erfolgt im Februar 1921 die Neuordnung des Firmenbesitzes mit dem Ziel, das Edelstahlwerk als eigenständige Gesellschaft abzutreten. Die "Röchling'sche Eisen- und Stahlwerke GmbH" fungiert als Holdinggesellschaft für zwei Aktiengesellschaften:

Zur Verarbeitung der Hochofenschlacke wird 1927 eine Zementfabrik in Betrieb genommen. Die erschwerten Konkurrenzbedingungen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs veranlassen einen technischen Innovationsschub mit dem Ziel, den Erz- und Koksverbrauch zu senken und die Hochofenleistung zu steigern. Dazu gehört der Bau der ersten Groß-Sinteranlage Deutschlands in Völklingen, der Ausbau des Edelstahlwerkes, der Federnfabrik und des Hammerwerkes, und die Neueinrichtung einer Kaltwalzerei und Kaltzieherei.

Im März 1935 erfolgt die Rückgliederung des Saargebietes ans Deutsche Reich und die Übertragung des gesamten Vermögens der Röchling'schen Eisen- und Stahlwerke AG und Edelstahlwerk Röchling AG ohne Liquidation auf die Röchling'schen Eisen- und Stahlwerke GmbH zum 31. Dezember 1935. Rechtlich ist damit der Vorkriegsstand wiederhergestellt.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erfolgt 1939 die Umstellen der Produktion auf Kriegsmaterialien, bis die näherrückende Front im Herbst 1944 zur Drosselung der Produktion und letztendlich zur Stillegung führt. In den letzten Kriegsmonaten bleibt die Völklinger Hütte vor Zerstörungen weitgehend verschont und gelangt im April 1945 unter amerikanische Besetzung. Bereits im Mai 1945 nimmt die Thomasmühle und die Sauerstoffabrik die Produktion wieder auf.

Das Saarland wird im Juni 1945 französische Besatzungszone, es wird eine Sequesterverwaltung über das Völklinger Werk eingerichtet. 1952 ist die Produktionskapazität der Vorkriegszeit (1938) wird wieder erreicht. 1956 stimmt Frankreich aufgrund des Ergebnisses der Volksabstimmung der Rückgliederung des Saarlandes zum 01.01.1957 zu und gibt das Einverständnis für die Aufhebung der Sequesterverwaltung und der Rückgabe der Hütte an die Familie Röchling. Frankreich erhält 3 Milliarden Francs (rund 36 Millionen DM) Entschädigung für die neuen, im Werk belassenen Produktionsanlagen.

In den 1960er wird eine Modernisierung und Spezialisierung notwendig, um die Konkurrenzfähigkeit zu sichern. Es folgt die Inbetriebnahme verschiedener neuer bzw. modernisierter Anlagen, u.a. der Querstrom-Kalkbrennofen, der Vacuum-Lichtbogenofen, die DH-Entgasungsanlage, die 4000-t-Presse im Hammerwerk und der 100-t-Elektroofen.

Die Fusion mit der Burbacher Hütte der Luxemburger ARBED zu der "Stahlwerke Röchling-Burbach GmbH" erfolgt 1971. Die folgenden Jahre sind gezeichnet von der Stahlkrise und in deren Folge diverser Besitz-, Namens- und Anteilsänderungen. So erfolgt 1981 die Übernahme des Werkes durch den Luxemburgischen Konzern ARBED S.A., im Juni 1982 firmiert man durch die Fusion mit der "Neunkircher Eisenwerk AG" zur "ARBED-SAARSTAHL GmbH", ab Juni 1986 "SAARSTAHL Völklingen GmbH". Am 20.04.1989 wird die "SAARSTAHL Völklingen GmbH" und die "AG der Dillinger Hüttenwerke" zur "DHS-Dillinger Hütte SAARSTAHL AG", die Besitzanteile gliedern sich wie folgt auf:

Diese Holding hält als Tochtergesellschaften die "AG der Dillinger Hüttenwerke" zu nahezu 100 % und die "SAARSTAHL Völklingen GmbH" zu 100 %, welche wenige Tage später als Nachfolgegesellschaft "SAARSTAHL AG" umfirmiert. Die wirtschaftliche Lage führt am 18. Mai 1993 zum Konkurs der SAARSTAHL AG und in deren Folge zur Abtrennung von der DHS-Holding. Das Saarland übernimmt 100 % der Anteile der "SAARSTAHL AG i.K.". Am 12. Dezember 1996 stimmt der "SAARSTAHL AG i.K." der folgenden neuen Eigentümerstruktur zu:

Diese und weitere umfangreichen Informationen zur Firmengeschichte und zum Werk finden sich im Internet unter http://www.saarstahl.de.

 

Der Lokomotiv-Bestand

15.03.2004-info/ jm/ Es ist eine schwierige Aufgabe, den umfangreichen Bestand der hier eingesetzten Lokomotiven aufzulisten. In den Lieferlisten finden sich viele Lieferungen an die Stahl- und Hüttenwerk Völklingen bzw. Gebr. Röchling. Schon kurz nach der Übernahme 1881 begann Röchling mit der Beschaffung von werkeigenen Lokomotiven. Die ersten normalspurigen Lieferungen sind 1885 verzeichnet. Bereits 1884 wurde die erste nachweisbare Lokomotive für 785 mm Spurweite geliefert, dessen Netz als interne Transportbahn dient. Die beschafften Lokomotiven erhalten dabei, unabhängig von der Spurweite, eine fortlaufende Nummerierung. Erst später wird eine neue Zählung für die jeweilige Spurweite eingeführt. Bei den Schmalspurlokomotiven wird dabei auf eine etwas eigenartige Weise verfahren: Die neusten Lokomotiven erhalten eine kleine Fabriknummer, es wird also nach Alter aufsteigend durchnummeriert. So wird aus Betriebsnummer 31, die Krauss FNr. 5734/1907, die Betriebsnummer 14. Die älteren Lieferungen erhalten hohe Nummern, wie Jung FNr. 265/1896, die in Nr. 27 umbenannt wird. Bei der Nr. 20 / 21 treffen sich das alte und das neue System. Zwar ist die Beschaffung von 785 mm-Dampflokomotiven bereits 1908 beendet, dennoch sind mehrere dieser Dampflokomotiven noch in den 1970er Jahre im Einsatz. Viele Maschinen blieben so bis heute als Spielplatzlok, Denkmal oder bei Museen und in Privatsammlungen erhalten und wanderten nicht in den Schrott.

1914 sind bei Deutz unter FNr. 1527 und 1528 zwei Benzinmotorlokomotiven mit 700 mm Spurweite verzeichnet, die an die "Röchling´schen Eisen & Stahlwerke, Völklingen" gingen. Ob diese aber in Völklingen eingesetzt wurden, oder auf einer der vielen Röchlingschen Zweigwerke und Grubenbetrieben, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Ein Einsatz auf der Grube Algringen oder Hostenbach dürfte jedoch bei der Spurweite von 700 mm wahrscheinlicher sein. Zwei Lieferungen mit 785 mm (FNr. 39611/1942 und FNr. 39611/1942) sind nachweislich für das Kalkwerk Kleinbittersdorf bestimmt und kamen demnach nicht in Völklingen selbst zum Einsatz. Die Ablösung der schmalspurigen Dampflokomotiven in Form von Diesellokomotiven wird so erst Ende der 1960er Jahre mit vier Ruhrthaler-Lokomotiven eingeleitet, die abweichend die Fabriknummer 1 bis 4 erhalten. Es folgen Anfang der 1970er Jahre drei gebraucht erworbene Deutz-Lokomotiven, die von 900 mm auf 785 mm umgespurt werden. Während diese Lokomotiven schon Ende der 1980er Jahre abgestellt und verkauft werden, sind die vier Ruhrthaler-Maschinen auch heute noch innerhalb der Adjustage im Einsatz.

Während die schmalspurigen Lokomotiven über die markante Spurweite von 785 mm relativ einfach zu ermitteln sind, ist die Auflistung der normalspurigen Maschinen etwas schwerer. Ein Betriebsnummernsystem ist in den Lieferlisten für die frühen Lieferungen nicht zu finden. Es können neben den Neulieferungen auch gebrauchte Maschinen hier im Einsatz gestanden haben. Es gab auch normalspurige Lieferungen für andere Werke (z.B. Carlshütte), die über die Völklinger Adresse bestellt wurden, jedoch nie in Völklingen liefen. Die folgende Aufstellung ist so nur ein erster Versuch, dem einstigen Bestand der normalspurigen Lokomotiven näher zu kommen. Im Gegensatz zu den Schmalspurnetz werden auf der normalspurigen Anschlussbahn schon ab den 1930er Jahren Diesellokomotiven eingesetzt. Die Dampftraktion kann sich jedoch auch hier lange halten, so liefert Jung noch 1964 eine Dampflokomotive - es ist gleichzeitig die letzte für eine Werkbahn in Deutschland gebaute gefeuerte Dampflokomotive. Erst Anfang der 1980er Jahre wird diese Lok abgestellt, der Einsatzbestand setzt sich heute aus Diesellokomotiven aus den 1960er und 1970er Jahren zusammen.

Die Betriebsnummern der normalspurigen Diesellokomotiven sind nach der Achszahl gruppert und setz(t)en sich wie folgt zusammen: 30-49 für zweiachsige Maschinen, 50-69 für dreiachsige und ab 70 für vierachsige Lokomotiven.

 

Die Lokomotiven im Juni 2001

28.06.2001/ jm/ Neben 13 normalspurigen Lokomotiven (fast ausschließlich Henschel) werden in der Adjustage auch vier schmalspurige Ruhrthaler-Lokomotiven zum Verschub eingesetzt. Die Spurweite beträgt hier 785 mm. Desweiteren gibt es derzeit 376 werkeigene Waggons, die Gleislänge beträgt insgesamt ca. 80 km. Die folgende Aufstellung nennt alle zum Besuchstag hier vorhandenen Lokomotiven. Nicht gesehen wurden lediglich die beiden Ruhrthaler Baujahr 1972.

Für einen Besuch ist eine vorherige Anmeldung und das Einholen einer Fotografiererlaubnis bei der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit notwendig.

Spurweite: 785 mm

 
Spurweite 1435 mm


21.06.2004/ cs/ Sichtung von heute abend: Bei der Saarstahl fahren immer noch die vierachsigen Henschel-Stangen-Loks Nr. 70 (Henschel 30340/1962) und Nr. 71 (Henschel 30341/1962).


Stahlwerk Völklingen: Am 8. Juli 1974 traute sich die letzte von Jung gebaute gefeuerte Dampflok FNr. 13835 ans Tageslicht und wurde promt von Martin Welzel "erlegt".


Stahlwerk Völklingen: Zum Zeitpunkt der Aufnahmen ist die Nr. 46 gerade erst 10 Jahre im Betrieb. (Fotos: 08.07.1974, Martin Welzel)


Stahlwerk Völklingen: Die Nr. 14 im Einsatz auf dem 785 mm-Netz am 8. Juli 1975. (Foto: Martin Welzel)

 


Lit.: IB 5, LRS36, LRS 89

© Reisebericht von Jens Merte
© Info von Christian Sigmund
© Info von Martin Welzel