Bahn-Express

Gebrüder Baumann, Dampfziegelei, 67122 Altrip

16.05.1988/ BE 2/89/ Bereits im BE 1/88 wurde im Zusammenhang mit der Feldbahn der Ziegelei Hook in Altrip die Feldbahn der Firma Baumann erwähnt. Die Geschichte der Ziegelei Baumann begann im Jahre 1887 mit der Anlage eines Maschinen- und Pressenhauses sowie dreier Trockenschuppen. Die Ziegelei lag am westlichen Ortsrand von Altrip, zu damaliger Zeit noch weitab der Ortsbebauung. Die Tonvorräte wurden in den Gruben rund um die Ziegelei abgetragen. Im Jahre 1901 wurde die Ziegelei erheblich ausgebaut. Zu den bereits vorhandenen Gebäuden kamen ein neuer Ringofen sowie 16 neue Trockenschuppen und ein etwa 14x6 m2 großer Lokschuppen hinzu. Die Größe des Gebäudes deutet darauf hin, daß von Anfang an mindestens zwei Lokomotiven vorhanden waren. Der Lokschuppen lag im nördlichen Teil des Werksgeländes. Dort begann auch die Strecke zum Rhein. Unmittelbar nach Verlassen des Werkes gab es eine über 100 m lange Ausweiche. Kurz danach hatte man die Districtstraße Altrip-Rheingönheim erreicht, an der man zunächst rund 80 m parallel entlangfuhr. Die Bahn wechselte dann die Straßenseite und bog dann nördlich zur Verladestelle am Rhein (Stromkilometer 417.2) ab. Die Gesamtstreckenlänge betrug rund 1.6 km. Bei km 1.2 gab es eine rund 180 m lange Stichstrecke zu einer Ladestelle am Altrhein, unmittelbar vor der Ziegelei der Firma Hook. Am Abzweig gab es auch eine Gleiskreuzung mit der Hook'schen Bahn. Baumann und Hook benutzten auf einer Länge von nur knapp über 40 m die Stichstrecke gemeinsam. Über die Schwierigkeiten und Rechtsstreitereien zwischen Hook und Baumann haben wir bereits ausführlich im BE 1/88 -53- ff. berichtet. Die Verladeeinrichtungen bestanden hier aus einem Kippgerüst mit zwei Stellgleisen, die untereinander noch mit Drehscheiben verbunden waren. Vom Werksgelände aus gab es noch einige kleinere Stichstrecken zu den ursprünglichen Tongruben.

Um das Jahr 1912 begann Baumann im Bereich des heutigen Karpfenweihers mit dem Kiesabbau. Der Kies wurde zunächst wohl nur mit Fuhrwerken abgefahren. Vermutlich ab 1919 gab es aber eine Feldbahn, den man begann ab Sommer 1918 mit der Ausbeutung des heutigen Adriaweihers. Die Abzweigung von der bestehenden Strecke lag bei km 0.7 und zwar dort, wo die Strecke die Districtstraße verließ. Heute befindet sich hier die Einmündung der K13 in die Straße von Altrip nach Rheingönheim. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch eine Stichstrecke von rund 280 m Länge in westlicher Richtung bei km 0.9 eingerichtet. Diese Grube in der "Binsenlache auf die Dammgewanne" war im Jahre 1925 mit ihren 3.6 ha im Vergleich zu den Gruben im Adriagebiet, oder wie es seinerzeit "Am Hochacker" hieß (40 ha), doch recht bescheiden. Die Feldbahn, deren Länge von der bestehenden Strecke aus etwa 2 km betrug, wurde so angelegt, daß die Züge direkt zu den Ladestellen am Rhein gefahren werden konnten. Zwischen 1920 und 1926 wurde aber auch am Werksgelände in Altrip ein Kieslagerplatz eingerichtet. Weitere Trockenschuppen wurden errichtet, bis 1926 war eine Tonmühle und ein Tonlager entstanden. Auch der Lokschuppen wurde auf knapp 20 m verlängert.

Mit zunehmender Motorisierung war die Streckenführung an der Bezirksstraße (ehemals Districtstraße) offensichtlich zu einem Hindernis geworden. Daher wurde das Gleis um 1931 in den Altrhein-Grund verlegt. Da dieses Gelände der Ziegelei der Gebrüder Marx gehörte, wurde zuvor ein Vertrag "zum Bau einer Rollbahn" geschlossen. Auch Marx betrieb ein umfangreiches 600 mm-Feldbahnnetz. Im Bereich des Altrhein-Grunds liefen beide Bahnen nebeneinander her. Dort, wo die bestehende Linie von der Grube "Am Hochacker" zum Rhein auf die neue Linie stieß und die Marx-Bahn kreuzte, hatte man ein Gleisdreieck eingerichtet. So konnte aus allen Richtungen ohne Umsetzen zum Werksgelände nach Altrip fahren. In den 20er Jahren muß es auch vom Werksgelände aus in westlicher Richtung eine 900 m lange Linie gegeben haben, die aber bis 1936 bereits wieder abgebaut war. Zu dieser Zeit muß auch die Linie zur Grube in der Binsenlache eingestellt worden sein, obwohl die Ausbeutung dort noch nicht abgeschlossen war. Die Ladestelle am Rhein war um 1931 aufgegeben worden, die am Altrhein wurde dafür ausgebaut.

In den 50er Jahren konzentrierte sich die Ausbeutung hauptsächlich auf die Gruben im Adriagebiet. Ende der 50er Jahre waren die meisten Gruben ziemlich ausgebeutet, so daß um 1960 der gesamte Betrieb eingestellt wurde. Das Gleis zwischen der Bezirksstraße und der Verladestelle am Altrhein muß bereits um 1957 abgebaut worden sein. Der Kiesladeplatz am Werk war bis 1962 vollständig geräumt. Bis 1978, als das ehemalige Verwaltungsgebäude abgebrochen wurde, waren alle Gebäude der Ziegelei bereits abetragen oder verfallen. Das ganze Gelände wurde 1985 im Zuge einer Baulandumlegung geräumt, so daß heute nichts mehr an die Ziegelei Baumann erinnert. Das letzte Relikt der Feldbahn, ein verrostetes Andreaskreuz in der Nähe des Verwaltungsgebäudes, verschwand ebenfalls zu dieser Zeit.

Leider sind mit Ausnahme der Darstellung des Werkes von 1908, an dessen rechter Seite neben dem Kamin der Lokschuppen erkennbar ist, bislang keine Fotos der Baumann'schen Bahn bekannt. Hat ein Eisenbahnfreund in den letzten Betriebsjahren Baumann besucht und dort fotografiert? Ergänzungen sind jederzeit willkommen.

Bekannt sind bislang folgende Lokomotiven:

Gebrüder Baumann, Dampfziegelei, 67122 Altrip Spur:600 mm
Stand:16.05.1988
#Nr.HerstellerdatenBauartTypLstg. (PS)Gew. (t)Vmax (km/h)Bem.
 1Heilbronn319/1898BtII neu   a)
 2?/1901     a)
 3Krauss6478/1911CtXXVII bp   LV
 4Krauss6659/1912CtXXVII bu   LV
 5Krauss6949/1914CtXXVII cb   LV
 6Krauss7192/1916CtXXVII cl   LV
 7 ?Krauss7792/1927BtXXVII dc   LV
 8 ?O&K12930/1927Bt 60  LV
  Gmeinder4432/1949BdhHF 50 B50  a, b)
  Gmeinder4711/1956BdhHF 50 B50  a)
  1. Verbleib unbekannt

  2. geliefert über Glaser & Pflaum

 


Lit.: BE 1/88, BE 2/88, BE 2/89

© BE 2/1989