Bahn-Express

Erzbergbau Staufenstolln GmbH, Grube "Karl", 73312 Geislingen-Altenstadt

21.01.2007-info/ ha/ Beim Bau der württembergischen Ostbahn Stuttgart-Ulm über die Geislinger Steige waren die Bahnbauer 1846 bei Geislingen/Kuchen zufällig auf ein Eisenerzflöz im Braunen Jura gestoßen. 1857 legte die Kgl.Württ. Bergbauverwaltung dort ein Eisenerzbergwerk "König Karl" an, das aber schon 1885 seinen Betrieb wieder einstellte.

1921 erwarben die zu dieser Zeit vom württembergische Staat und der Gutehoffnungshütte Oberhausen gegründeten Schwäbischen Hüttenwerke Wasseralfingen (SHW) die Schürfrechte auch an den Doggererzlagerstätten im Geislinger Gebiet. Die SHW begann mit der geolgischen Prospektion der Lagerstätte und ersten Stollenauffahrungen ("Karlsstollen"), stellte aber schon 1923 den Betrieb wieder ein.

Im Zuge der Autarkiebestrebungen im Dritten Reich schloß die Gutehoffnungshütte AG, Oberhausen, 1935 mit den SHW einen Abbauvertrag. Der Erzabbau im Karlsstollen wurde wieder aufgenommen. Dem Auffahren eines weiteren Stollens ("Staufenstolln", ohne e!) folgte 1937/38 der Neubau umfangreicher moderner Tagesanlagen an der Strasse von Geislingen nach Überkingen. Die abgebauten Erze wurden mit einer 600 mm-schmalspurigen elektrischen Grubenbahn zu den Aufbereitungsanlagen beim neugebauten Verladebahnhof Staufenstolln befördert. Dieser weitläufige Verladebahnhof mit 12 Gleisen lag als Anschluß an der Nebenbahn Geislingen-Wiesensteig ("Tälesbahn") zwischen den Bahnhöfen Altenstadt (dort abzweigend) und Bad Überkingen. Die Strecke zwischen Geislingen und Verladebahnhof Staufenstolln wurde für den Betrieb der Erzzüge elektrifiziert.

Für den Verschiebe-/Rangierbetrieb im Verladebahnhof besaß die Grube 2 eigene Dampfloks (ex württ. T3 lt. *1); eine davon wurde 1950 (lt. *1, 1959 lt. Lieferliste) durch die Hanomag 5447/1909 ersetzt.

Da die kreuzende Einführung der Erzzüge auf die Hauptstrecke Stuttgart-Ulm im Bahnhof Geislingen zu erheblichen Schwierigkeiten für den Hauptbahnbetriebs führte, wurde ab 1938 eine Spitzkehre und der Kehrbahnhof Eybtal im Eybachtal mit Anschlüssen von/nach Geislingen (Hbf) und Geislingen-West gebaut. Als 1940 der Betrieb aufgenommen wurde, konnten die Erzganzzüge (typisch mit E91 oder E93 bespannt) vom Verladebahnhof Staufenstolln über Eybtal nach Geislingen-West und dort auf die Hauptbahn Richtung Ruhrgebiet geführt werden. Dieser Betrieb über die Spitzkehre wurde aber schon 1944 wieder eingestellt. Danach wurde wieder über Geislingen (Hbf) gefahren.

Die Erzabbau in Altenstadt wurde 1963 eingestellt und der Erzbergbau Staufenstolln, Grube Karl, geschlossen. Die Tagesanlagen mit dem Verladebahnhof wurden verkauft und teilweise abgebaut, wie die verbliebenen Gleise der Spitzkehre und des Kehrbahnhofs Eybtal und die Oberleitung auf dem Teilstück Geislingen-Altenstadt der Tälesbahn.

Am Rande sei erwähnt: Beim Bau des Kehrbahnhofs Eybtal wurden vom ausführenden Bauunternehmen C. Baresel AG, Stuttgart, acht Feldbahnlokomotiven eingesetzt. Zunächst wurde 900 mm-Material verwendet, wegen des im regenreichen Sommer aufgeweichten Bodens mußte im September 1938 die Bahn auf 600 mm umgestellt werden. (*1)

 


Quellen:
*1: Pavel, Rudolf P.: Nebenbahn Geislingen-Wiesensteig, Schweinfurt 1994
*2: o.Verf.: 150 Jahre Geislinger Steige - ein schwäbisches Jahrhundertbauwerk, Stadtarchiv Geislingen (Hrsg.), Geislingen 2000
*4: Bayer, H.-J. und G.Schuster, Erzbergbau in Aalen-Wasseralfingen, Stuttgart 1988
*5: Weller,Walter: Bergbau und Bergleute, Aalen 1987

© Info von Hans Abendschön