Bahn-Express

Hüttenwerke Wasseralfingen, 73431 Aalen-Wasseralfingen

1876 nahmen die 1803 aus den fürstpröpstlich-ellwangischen Eisenschmieden gegründeten königlich-württembergischen Hüttenwerke in Wasseralfingen bei Aalen die erste Zahnradbahn in Deutschland in Betrieb, über die man das Erz aus der Grube "Tiefer Stollen" zu den im Tal gelegenen Hüttenwerken transportierte. Bereits 1855 hatte es Pläne für eine Seilbahn gegeben, auch reine Reibungsbahnen mit 5,5 % Neigung und einem 12 m hohen Damm im Tal wurden projektiert. Unter der Leitung des Oberbaurats Georg von Morlok entschied  man sich aber für eine 1,8 km lange meterspurige Zahnradbahn, System Riggenbach, die die 70 m Höhenunterschied über einen 763 m langen und 78,7 Promille steilen Abschnitt mit Zahnstange bewältigte. Die Staatsbahn, zu der seit 1861 ein normalspuriger Anschluß bestand, mußte noch vor dem Zahnradabschnitt unterquert werden.

Die ersten Probefahrten fanden am 26. und 27. September 1876 statt, die offizielle Eröffnung fand am 1. November statt. Gekostet hat die Bahn rund 140.000 Mark. Die Transportleistung lag 1877 bei 5 täglichen Zügen bestehend aus maximal 6 Kipploren, mit denen pro Tag zusammen 70 t Erz und 62 t Schlacke befördert wurden.

Die von Niklaus Riggenbach gegründete "Maschinenfabrik der Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen" im schweizerischen Aarau lieferte die Zahnstangen wie auch die Lokomotive. Die Lok kostete 26.400 Mark, der laufende Meter Zahnstange wird von Morlok mit 31,2 Mark als besonders kostspielig bezeichnet. Für die 16 ebenfalls in Aarau gebauten Grubenwagen zahlte man 8.484 Mark. Später gab es insgesamt 42 Grubenwagen, z.T. "Marke Eigenbau", sowie zwei Personenwagen.

Im Betriebsjahr 1879/80 lag die gesamte Transportleistung bei 22519 t, bei der maximalen Auslastung der Maschine wäre das Doppelte möglich gewesen. Mit der Einstellung der Förderung aus der Grube "Tiefer Stollen" und dem Bau einer Seilbahn zur Grube "Süßen Löchel" stellte man die Zahnradbahn 1924 ein, die Zahnradlok soll erst 1943 zur Altmetallgewinnung  verschrottete worden sein. Ein Restbetrieb zwischen Hüttenwerk und der Seilbahnverladung auf der Höhe der Zahnstangeneinfahrt wurde bis 1939 aufrecht gehalten.

Für die meterspurige Bahn lieferte 1925 Jung unter der Fabriknummer 3628 eine feuerlose Lok, später wurden auch Diesellokomotiven eingesetzt. Auch auf dem normalspurigen Anschlußgleis gab es werkeigene Lokomotiven, so lieferte die Maschinenfabrik Esslingen 1923 eine Cn2t mit der Fabriknummer 4082. Bis Mitte der 80er waren zwei Diesellokomotiven und zwei Schienenkräne vorhanden. In den beiden Gruben des 1918 verstaatlichten und 1921 in eine GmbH umgewandelten Hüttenwerks wurden Benzol- bzw. Diesellokomotiven mit 600 mm Spurweite eingesetzt. Der "Tiefe Stollen" ist seit 1987 als Besucherbergwerk hergerichtet, zwei Bartz-Lokomotiven und eine Diesellok stehen für Besucherfahrten zur Verfügung.

18.04.2005/ tr/ Die Gleisanlagen wurden 1996 stark rückgebaut, die Gmeinder 5252 wurde 1991 verkauft und die Feldbahngleise abgebaut. Heute werden die einst großen Gleisanlagen, die jetzt nur noch aus zwei Gleisen bestehen, von DB Cargo bedient.

 


© Info von Jens Merte
© Reisebericht von Tobias Rohrbacher