Bahn-Express

Glasfabrik Heye, 31683 Obernkirchen

15.04.1988/ BE 2/1990/ Die Glasherstellung hat neben dem Steinkohlenbergbau und der Sandsteingewin-nung im Schaumburger Land eine sehr alte Tradition.

Bereits 1799 wurde in Obernkirchen die Hütte Schauenstein gegründet. Grundlage für die Glasherstellung war hier der Reichtum an Holz durch die großen Schaumburger Wälder. Bereits 1823 wurde die Hütte Schauenstein durch die Familie Heye übernommen. Heute ist sie der drittgrößte Hohlglasproduzent der Bundesrepublik.

Schlechte Straßenverhältnisse führten zu einer massiven Förderung des Eisenbahnbaues durch Heye. Bereits am 3. März 1900 wurde die Bahnlinie Stadthagen-Obernkirchen-Rinteln durch die RStE in Betrieb genommen. Gleichzeitig wurde ein erstes Stichgleis zur Glashütte am Schwarzen Weg in Betrieb genommen. Die Güter wurden mit der RStE angefahren und hier auf eine 500 mm-Bahn umgeladen. Da die Hütte auf einem höheren Berg liegt, wurden die 500 mm-Loren mit einer Seilzugbahn "huckepack" befördert und von dort von der feuerlosen Dampflok "Kauz" weiterbefördert.

Ende der 1920er Jahre reichte die Schmalspurbahn für das gestiegene Transportaufkommen nicht mehr aus, so beschloß man den Bau einer normalspurigen Anschlußbahn. Im September 1929 wurde die 400 m lange Anschlußstrecke (Gesamtlänge 2000 m) in Betrieb genommen. Die Steigung beträgt dort auch heute noch 1:28!

Für die Beförderung der Waggons im Werk beschaffte man 1928 zunächst die Lok "5b" der RStE. Sie stand noch bis 1964 wechselweise mit der zweiten, 1952 von der Hildesheim-Peiner Eisenbahn erworbenen Dampflok im Einsatz. 1963 wurde dann noch eine ölge-feuerte Dampflok aus Hamburg erworben.

Zum 1. August 1967 übernahm die RStE den Werksverkehr, die überflüssig gewordenen Dampfloks wurden im Folgejahr verschrottet.

Heute setzt die RStE bei der Bedienung der Heye-Bahn die von der DB erworbene V125 (ex DB 211 273) w(sa) von 8 bis 14 Uhr, samstags bis 11 Uhr ein. Das Verkehrsaufkommen hat sich weiter erhöht. Wurden 1973 noch 70000 t auf der Schiene befördert, waren es 1988 bereits 140000 t. Neben der Anfuhr von Rohstoffen wird heute auch Glas über die RStE verschickt. Das tägliche Waggonaufkommen bewegt sich bei 20 Stück!

Glasfabrik Heye, 31683 Obernkirchen Spur:500/1435 mm
Stand:15.04.1988
#Nr.HerstellerdatenBauartTypLstg. (PS)Gew. (t)Vmax (km/h)Bem.
  Hohenzollern1705/1903Bfl    a), 500 mm
  Hanomag3352/1899Cn2t    b), 1435 mm
  Henschel14999/1917Cn2t    c), 1435 mm
  Jung10852/1950Cn2t    d), 1435 mm
  1. 1929 (?) Spielplatz Obernkirchen/ DFKM, Deinste

  2. neu an RStE (5b)/ 1928 an Heye/ 1966 abgestellt, 1968 verschrottet

  3. neu an Hildesheim-Peiner Eisenbahn (31)/ Heye/ 1952 an Heye/ 1968 verschrottet

  4. neu an Dt. Vacuum Öl AG/Mobil Oil AG, Wedel/ 1963 an Heye/ 1966 abgestellt, 1968 verschrottet

O.A. (BE 2/90 -218-)/ BE 1/1991/ Es sind noch die beiden LV-Loks O&K 25010/1949, MD 2 A, 600 mm, und O&K 25207/1951, MD 2 B, 500 mm nachzuschieben. Die Spurweitenangabe der 25010 ist vielleicht ein Dreckfuhler? Jedenfalls sind diese Loks ein Hinweis darauf, daß nach Inbetriebnahme der Regelspurbahn das 500 mm-Gleisnetz im Werk beibe­halten wurde.

 


Lit.: BE 2/90, BE 1/91

© BE 2/1990, BE 1/1991